Erde - Bevölkerungsverteilung

Erde - Erde - Bevölkerung
978-3-14-100800-5 | Seite 276 | Abb. 2| Maßstab 1 : 90000000

Überblick

Die globale Übersicht über die Bevölkerungsverteilung und -dichte lässt anhand der Farbgebung den Kontrast zwischen dicht besiedelten und wenig bis gar nicht bevölkerten Regionen der Erde deutlich erkennen.

Sichtbar sind auch die Trocken-, Kälte- und Höhengrenzen der bewohnten Gebiete. Eine dauerhafte menschliche Besiedlung gibt es jenseits dieser Grenzen nur punktuell, zumeist wird sie durch bestimmte bergbauliche oder wissenschaftliche Aktivitäten motiviert. Auch der tropische Regenwald gehört zu den siedlungsarmen Räumen, auch wenn dessen Fläche in den letzten Jahrzehnten dramatisch abgenommen hat. Flüsse und Straßenschneisen dienen hier oft als Erschließungslinien.

Bevölkerungsverteilung und Verdichtungsräume

Mitte 2014 lebten insgesamt 7,2 Mrd. Menschen auf der Erde. Rund 4,4 Mrd. von ihnen – mehr als 60 Prozent der Weltbevölkerung – lebten in Asien. Auf den Plätzen zwei bis fünf folgten Afrika südlich der Sahara (1136 Mio. bzw. 16 Prozent), Nord-, Mittel- und Südamerika (928 Mio. bzw. 13 Prozent), Europa (741 Mio. bzw. 10 Prozent) und Ozeanien (39 Mio. bzw. 0,5 Prozent). Innerhalb großräumiger Erdteile und Nationen zeigen sich häufig starke Kontraste zwischen Verdichtungsräumen und peripheren Gebieten. So gibt es beispielsweise in Asien im Norden eine Kältegrenze und im Süden eine Trockengrenze, die den Raum, in dem eine dichte Besiedlung möglich ist, erheblich einschränken.

Die großen Verdichtungsräume der Erde lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Zum einen gibt es die dicht besiedelten und hochindustrialisierten Regionen. Zu dieser Gruppe zählen beispielsweise der Nordosten der USA, die „Fensterseite“ Japans (Ostküste) und die in Europa zentral gelegene Rheinachse mit ihren Fortsetzungen in Richtung London und Mailand, aber auch einige Küstenregionen Südkoreas und Taiwans.

China nimmt eine Sonderstellung ein, da neben den städtischen, hoch industrialisierten Verdichtungsräumen – etwa um Peking, das Perlflussdelta, Qingdao oder Shanghai – auch große agrarische Intensivräume zur weltweit flächengrößten und bevölkerungsreichsten Siedlungskonzentration gehören. Diese zeigt Schwerpunkte im Roten Becken, in der Großen Ebene, in den Tälern der großen Ströme zur Ostküste und entlang der Küsten.

Zur zweiten großen Gruppe von Verdichtungsräumen, den agrarischen Intensivräumen mit geringerem Industrialisierungsgrad, gehören außer weiten Teilen der Großen Ebene oder des Roten Beckens in China unter anderem die nordindische Tiefebene mit ihren Bewässerungskulturen, der Süden des Kaspischen Meeres, Java, die östliche Oberguineaküste im Bereich des Nigerbinnendeltas und die Stromoase des Nils in Ägypten.

Altersaufbau und demographische Entwicklung

Der Altersaufbau in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land in Afrika, ist typisch für den gesamten Kontinent. Die Form der Bevölkerungspyramide erinnert an einen Tannenbaum. Bei einem Bevölkerungswachstum von 2,5 Prozent pro Jahr wird sich die Bevölkerung von 178 Mio. (2014) auf knapp 400 Mio. (2050) mehr als verdoppeln. Die Lebenserwartung bei der Geburt ist sehr niedrig, und die Fruchtbarkeitsrate (TFR) liegt mit 5,6 weit über dem Reproduktionsniveau von 2,1. Rund 44 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre. Die Bevölkerung des Landes wird also mittelfristig stark wachsen.

Gegenwärtig sind 1,9 Mrd. Menschen, also etwa ein Viertel der Weltbevölkerung, jünger als 15 Jahre. Neun von zehn dieser jungen Menschen leben in Entwicklungsländern, wobei Afrika die Weltregion mit der mit Abstand jüngsten Bevölkerung ist. Etwa 41 Prozent der Afrikaner sind jünger als 15 Jahre. In einem Land wie Uganda stellen Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren rund die Hälfte der Bevölkerung. Aus diesem Grund weist der afrikanische Kontinent das derzeit größte Wachstum auf. Bis 2050 wird sich die Bevölkerung dort nach aktuellen Prognosen auf 2,4 Mrd. Menschen mehr als verdoppeln. Trotz dieses Wachstums wird der größte Teil der Menschheit auch um die Mitte unseres Jahrhunderts in Asien leben, wo die Bevölkerung voraussichtlich auf 5,3 Mrd. Menschen anwachsen wird; wobei China aufgrund der rückläufigen Geburtenzahlen und der weiter abnehmenden Größe der potenziellen Elterngenerationen seinen Rang als bevölkerungsreichstes Land der Erde an Indien abtreten wird.

Die Hauptansatzpunkte in der Bevölkerungspolitik liegen heute vor allem im sozioökonomischen Bereich. Heute ist die Stärkung der Stellung der Frauen durch bessere Bildung, soziale Absicherung, rechtliche Gleichstellung und medizinische Versorgung ein zentraler Aspekt.

In den reichsten Regionen, etwa in Japan (vgl. Bevölkerungspyramide) und Europa, wird die Bevölkerung im gleichen Zeitraum abnehmen. Die Bevölkerungspyramide zeigt – ähnlich wie bei China – umso kleinere Jahrgänge, je geringer das Alter ist. Zu den Auswirkungen sinkender Geburtenraten tritt hier auch der Effekt, der sich aus einer immer geringeren Anzahl potenzieller Eltern ergibt. Der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung nimmt zu. Häufig wird in diesem Zusammenhang von der Überalterung einer Gesellschaft gesprochen. Daraus ergeben sich ebenso große Herausforderungen für die Politik wie aus dem Bevölkerungswachstum in Entwicklungsländern.

Die Bevölkerungspyramide Japans zeigt auffällige Einschnitte, die – ähnlich wie in Deutschland – auf Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges zurückzuführen sind (hohe Opferzahlen, verringerte Elterngenerationen).

Mexiko nimmt eine Zwischenstellung ein. Die Form der Bevölkerungspyramide erinnert an einen Bienenkorb. Die Bevölkerung wird von 120 Mio. (2014) bis 2050 noch auf 150 Mio. wachsen. Die Wachstumsrate beträgt gegenwärtig +1,4 Prozent pro Jahr und wird in den kommenden Jahrzehnten sinken. Die Lebenserwartung bei der Geburt ist hoch, und die Fruchtbarkeitsrate (TFR) liegt mit 2,2 nur knapp über dem Reproduktionsniveau von 2,1. Die Bevölkerung des Landes wird also mittelfristig nicht mehr stark wachsen, sondern einen „stationären“ Zustand annehmen.

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