Erde - Ökozonen

Erde - Erde - Potenzielle natürliche Vegetation
978-3-14-100800-5 | Seite 258 | Abb. 1| Maßstab 1 : 90000000

Überblick

Gegenstand der Karte sind die Ökozonen, die sich vor allem in den Merkmalen der Vegetation äußern, die sich unter den gegenwärtigen natürlichen ökologischen Bedingungen einstellen würden, wenn der menschliche Einfluss plötzlich aufhörte. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts entsprach die real vorhandene Vegetation noch in weiten Teilen der Erde dieser natürlichen Vegetation, insbesondere in den Tropen, in Australien und in großen Gebieten der Nordhemisphäre.

Pflanzenformationen

Die Karte weist Formationen aus, die nach physiognomischen und ökologischen Merkmalen zusammengefasst sind. Den Formationen zugrunde liegen Wuchsformenmerkmale der Pflanzen, die Ausdruck der Anpassung an bestimmte, vorwiegend klimatische Umweltbedingungen sind. Insofern könnte man von einer physiognomisch-ökologischen Klassifikation sprechen, wobei Zusätze wie nördlicher Nadelwald, Gebirgsnadelwald, sommergrüner Wald und xeromorphe Strauchvegetation die Formationen hinsichtlich ihrer Umwelt charakterisieren.

Floristische Unterschiede zwischen ähnlichen Ökozonen in voneinander entfernten Gebieten sind nur in Zusätzen berücksichtigt, so etwa in dem Zusatz „in Australien: Eukalyptusgehölze“.

Die Höhenstufen sind in diesem Maßstab auch bei den hohen Gebirgen nicht darstellbar, sondern nur die für das Gebirge besonders charakteristischen Formationen.

Vegetationszonen

Ein Vergleich zwischen der Klimakarte 244.4, der Bodenkarte 256.1 und der Vegetationskarte 258.1 weist auf zahlreiche geoökologische Beziehungen hin. Am deutlichsten ist die zonale Abfolge der Klima- und Vegetationsgürtel in Osteuropa und in Westsibirien.

Auch Nordamerika lässt das Zonenkonzept erkennen, das allerdings hier zwischen dem 54. und dem 30. Grad nördlicher Breite durch eine sich darüber legende Ost-West-Abstufung verschiedener Feuchtezonen modifiziert wird. Zwischen den von mehr oder weniger dichten Nadelwäldern überzogenen Gebirgen im Westen des Kontinents erstrecken sich unterschiedlich trockene Becken mit reliefbedingten Wüsten, Steppen und Dornstrauch-Sukkulenten-Vegetation wie in Arizona und New Mexiko. Nur die höchsten Erhebungen der zwischen den Becken aufragenden Gebirgszüge wie die Wasatch-Kette in Utah werden von feuchten Westwinden erreicht, sodass hier Waldwuchs möglich ist.

An der feuchten, unter dem Einfluss pazifischer Winde stehenden Westküste zieht sich entlang der Küstenkette der temperierte Nadelfeuchtwald von der Kenai-Halbinsel im südlichen Alaska bis ins nordwestliche Kalifornien. Die Dominanz von Koniferen in diesem an Nadelbaumarten reichen, schmalen Küstenstreifen ist auf ein ausgeprägtes sommerliches Niederschlagsminimum in den Monaten Juni bis September bei milden, sehr feuchten Wintern zurückzuführen. Diese sommerliche Trockenperiode benachteiligt die Laubbäume gegenüber den immergrünen Koniferen, von denen einige als fremdländische Forst- und Parkbäume auch in Mitteleuropa Einzug gehalten haben, darunter Douglasie, Sitkafichte und Hemlock.

In Südamerika wirkt sich vor allem das meridional streichende Kordillerensystem auf die Klima- und Vegetationsgliederung aus. Während an der Ostseite der peruanischen Anden, wo die Passate auf das Gebirge treffen, der Regenwald als tropischer Bergwald bis in etwa 2800 Meter Höhe reicht, um dann vom Nebelwald abgelöst zu werden, erstreckt sich längs der Westseite die trockenste Küstenwüste der Erde, die Atacama.

Das von der arktischen Tundra Alaskas bis zum antarktischen Grasland auf Feuerland durch alle Klimazonen verlaufende Kordillerensystem bewirkt in besonderem Maße Ablenkungen und Veränderungen der atmosphärischen Zirkulation. Deshalb weist ein Höhenprofil der Westseite der Kordilleren andere Pflanzenformationen auf als eines der Ostseite. Die zonale Abfolge wird hier besonders in Chile deutlich, wo auf die Vollwüste der Atacama zunächst Halbwüste und dann Dornstrauch- und Sukkulenten-Savanne folgen. Sie werden im Winterregenklima Mittelchiles von einer Hartlaubvegetation abgelöst, die südwärts in sommergrünen Wald und im hochozeanischen Klima Südchiles in temperierten Laubfeuchtwald übergeht. In beiden Formationen ist die Südbuche (Nothofagus) vertreten, wobei im Norden laubwerfende und im Süden immergrüne Arten vorkommen. Trocken hingegen sind die Ostseite der Anden und das sich anschließende Tiefland Patagoniens, denn hier wird der Westwindgürtel durch die Anden unterbrochen.

In west-östlicher Richtung verlaufende Hochgebirge bilden Klimascheiden, die sich zumeist auch vegetationsgeographisch auswirken. In besonders ausgeprägten Fällen trennen sie zwei Landschaftsgürtel voneinander. Dies trifft in abgeschwächter Form für die Alpen – mit sommergrünen Laub- und Mischwäldern in Mitteleuropa und einer Hartlaubvegetation im Mediterrangebiet – und in stark ausgeprägter Form für den Himalaya zu. Von den Tropenkontinenten hat Afrika die klarste zonale Gliederung. Nur in Ostafrika wird die zonale Abfolge durch das Relief teilweise abgewandelt.

Das schematische Höhenprofil

Das in Anlehnung an Carl Troll entwickelte, jedoch den Formationsbezeichnungen der Karte angeglichene schematische Höhenprofil stellt den asymmetrischen Vegetationsaufbau der Nord- und Südhalbkugel dar. Es berücksichtigt nur die immerfeuchten Klimate, abgesehen von der Schneegrenze in den Subtropen und der Punaregion.

Die Formationen des boreal-holarktischen Florenreiches steigen südwärts in den Gebirgen an und erreichen ihre äquatoriale Grenze am Rande der Tropen, wobei sie auf den Florenbrücken Hinterindien und Mexiko an den hohen Gebirgen die Wendekreise etwas überschreiten und sich mit warmtropischen Formationen überlappen.

Dagegen zeigen die südhemisphärischen Formationen große Ähnlichkeit mit den Höhenstufen der Tropen:

• der tropische Bergwald mit dem subtropischen Feuchtwald,

• der tropische Höhen- und Nebelwald mit dem temperierten Feuchtwald (kühlgemäßigter Regenwald), wie er auf der Luvseite der chilenischen Anden im valdivianischen Regenwald und mit geringerer Wuchshöhe sowie südwärts zunehmend geringerer Artenzahl im Nordpatagonischen Regenwald ausgebildet ist,

• die Paramos, eine feuchte Hochgebirgsformation mit Wollkerzen-Rosettenpflanzen, wolligen Schopfblattgewächsen und Büschelgräsern mit dem subantarktischen Tussockgrasland.

Die am höchst gelegenen Schnee- und Waldgrenzen werden im Strahlungsklima der randlichen Tropen und Subtropen erreicht, so im Himalaya und an den großen Vulkanen Mexikos.

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