Entstehung eines Hurrikans

Amerika - Amerika - Klima
978-3-14-100770-1 | Seite 193 | Abb. 5

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Jedes Jahr gibt es weltweit 30 bis 100 tropische Wirbelstürme. Sie werden in der Karibik als Hurrikane, im indonesischen Raum als Taifune und im Bereich von Australien als Willy Willies bezeichnet. Hurrikane entstehen vor allem zwischen Juni und November.
Tropische Wirbelstürme können sich nur über Meeren mit Wassertemperaturen von mindestens 26–28 °C entwickeln. Die über diesen Wasserflächen lagernden feuchtwarmen und damit labilen Luftmassen steigen im Einflussbereich der Innertropischen Konvergenzzone (ITC) auf und bilden mächtige Wolkentürme, sogenannte Cloud Clusters. Der Aufstieg warmer Luft lässt am Boden niedrigen Luftdruck entstehen. Dadurch werden von allen Seiten warme und feuchte Luftmassen angezogen, die den Wirbel immer weiter ernähren. Oberhalb des Wolkenturms wird die Luft nach außen geschleudert, wo sie zum Boden zurück sinkt. Dadurch entsteht ein ständiger Luftkreislauf. Die bei der Kondensation der aufsteigenden Luftpakete frei werdende Energie verleiht der Luft einen zusätzlichen Auftrieb und stellt die eigentliche Antriebsquelle der charakteristischen Wirbelbildung dar. Erst die einsetzende Drehbewegung der Luftmassen lässt einen tropischen Wirbelsturm entstehen. Die Corioliskraft hält diese Zirkulationsbewegung aufrecht. Da diese ablenkende Kraft durch die Erdrotation erst ab etwa dem sechsten bis achten Breitengrad polwärts groß genug ist, um eine Wirbelbildung zu initiieren, erstreckt sich beiderseits des Äquators eine wirbelsturmfreie Zone.

Windzirkulation und Wanderung
Hurrikane können einen Durchmesser von mehreren 100 km aufweisen. Die Winde zirkulieren entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn um das Zentrum des Hurrikans und transportieren auf seiner Ostseite feuchtwarme tropische Luftmassen nach Norden. Auf seiner Westseite wird Kaltluft nach Süden verfrachtet.
Zum Zentrum des Hurrikans hin wird das Druckgefälle immer größer. Dadurch treten sehr hohe Windgeschwindigkeiten von teilweise mehr als 300 km/h auf. In einer 10–30 km breiten Zone im Kern des Wirbelsturms, dem »Auge des Orkans«, herrscht hingegen fast Windstille. Durch absteigende Luftmassen ist dieser Bereich weitgehend wolkenfrei. Rings um das »Auge« werden die Luftmassen weit in die Höhe emporgerissen. Dabei bilden sich mächtige Wolkentürme (Cumulonimbus), aus denen sintflutartige Niederschläge und Gewitter niedergehen.
Die karibischen Hurrikane wandern meist an der Westflanke des Nordatlantischen Subtropenhochs im Uhrzeigersinn nach Norden. Durch die sinkenden Wassertemperaturen schwächen sich die Wirbelstürme dabei ab. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie das Festland erreichen. An der Küste können Wirbelstürme jedoch furchtbare Schäden anrichten. Die extrem hohen Windgeschwindigkeiten und die sintflutartigen Regenfälle gehen mit gewaltigen Sturmfluten einher. Der Sturm wühlt das Meereswasser zu hohen Wellen auf, die weit ins Landesinnere vordringen und dort zu massiven Zerstörungen und Überschwemmungen führen können.
A. Siegmund, D. Volz, P. Frankenberg

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