Entstehung der Gezeiten

Deutschland - Deutschland - Umwelt
978-3-14-100770-1 | Seite 82 | Abb. 2

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Gezeitenkräfte treten auf, wenn ein Körper im Weltraum an verschiedenen Teilen unterschiedlichen Kräften ausgesetzt ist. Beteiligt an der Entstehung der Gezeiten sind die Gravitation von Erde und Sonne bzw. Mond und die Zentrifugalkraft. Letztere entsteht, da sich streng genommen nicht der Mond um den Erdmittelpunkt dreht, sondern Erde und Mond wie eine asymmetrische Hantel um ihren gemeinsamen Schwerpunkt, der etwa 1800 Kilometer unterhalb der Erdoberfläche liegt. Die Zentrifugalkraft ist an allen Punkten der Erdoberfläche gleich groß. Im Erdmittelpunkt sind Gravitations- und Zentrifugalkraft entgegengesetzt gleich, an der dem Mond zugewandten Seite überwiegt etwas die Gravitation (Flutberg), an der dem Mond abgewandten Seite ist sie etwas schwächer als die Zentrifugalkraft (zweiter Flutberg).
Auch die Sonne spielt hier eine Rolle; wegen der großen Entfernung zwischen Erde und Sonne ist ihr gravitativer Einfluss auf die Gezeiten aber nur etwa halb so groß wie der des Mondes. Da sich Kräfte stets vektoriell addieren, hängt die resultierende Gezeitenwirkung von der relativen Stellung von Sonne, Erde und Mond ab: Stehen sie in einer Linie, ist sie am größten (Springtide), stehen sie zueinander im rechten Winkel, so ist sie am kleinsten (Nipptide).
Die Erde mit ihrer Rotation, die ja viel schneller als der Mondumlauf erfolgt, dreht sich quasi unter den Flutbergen hinweg, was sich in der zweimaligen Flut bzw. Ebbe pro Tag bemerkbar macht. Die Gestalt von Küstenlinien und Meeresböden sowie die Corioliskraft und Meeresströmungen modifizieren das Geschehen lokal.
Übrigens erfahren auch die Atmosphäre und die feste Erdoberfläche Gezeitenunterschiede von bis zu 40 Zentimetern.
A. Schulz

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