Energierohstoffe/Energieverbrauch

Erde – Rohstoffe

100750 | Seite 183 | Abb. 1 | Maßstab 1 : 140.000.000
Energierohstoffe/Energieverbrauch |  | Erde – Rohstoffe | Karte 183/1

Informationen

Die bekannten und ausbeutbaren Vorkommen der fossilen Energierohstoffe Stein- und Braunkohle, Erdöl und Erdgas sind weit über die Erde verstreut, mit einem deutlichen Schwerpunkt in der nördlichen Hemisphäre. Der Reichtum dieser Vorkommen hat geologische Gründe und ist damit völlig unabhängig vom heutigen Energieverbrauch des betreffenden Landes. Deshalb sind einige hochindustrialisierte Staaten aufgrund ihres überdurchschnittlich hohen Energieverbrauchs gezwungen, ihren Energiebedarf weitgehend durch Importe aus Entwicklungs- oder Schwellenländern zu decken, wie beispielsweise Deutschland (vgl. 184.2) oder Japan (vgl. 185.3).

Entwicklung des Weltenergieverbrauchs
Nach den Angaben der 1974 ins Leben gerufenen Internationalen Energieagentur (IEA), der neben den USA und Kanada unter anderem auch Australien, Japan und die meisten europäischen Staaten angehören, hat sich der globale Primärenergieverbrauch allein in dem Zeitraum von 1970 bis 2005 etwa verdoppelt, gegenwärtig liegt er bei knapp 12 000 Mio. Tonnen Öleinheiten. Zu den größten Verbrauchern — gemessen am Primärverbrauch pro Einwohner — gehören derzeit die USA und Kanada, Australien, einige Golfstaaten, Norwegen, die Benelux-Staaten und Island. Den geringsten Pro-Kopf-Verbrauch haben die Menschen in Afrika, Südamerika und in den Schwellenländern Süd- und Südostasiens. Größter Energieverbraucher in absoluten Zahlen sind mit großem Abstand die USA, gefolgt von China, Russland, Japan, Indien und Deutschland.
Die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern Erdöl, Erdgas und Kohle ist zwischen 1970 und 2005 bei etwa 80 Prozent relativ konstant geblieben. Auf der Basis der gegenwärtigen Trends und unter Berücksichtigung der bereits vereinbarten energiepolitischen Maßnahmen rechnet die IEA bis 2030 mit einem weiteren drastischen Anstieg des weltweiten Energiebedarfs um etwa 53 Prozent. Verantwortlich für diesen Anstieg wird nach Ansicht der Organisation zu mehr als zwei Dritteln der steigende Energiehunger in Indien und vor allem in China sein. China könnte bereits im Jahre 2010 die USA als größten Emittent von Treibhausgasen ablösen.
Der wichtigste fossile Energieträger ist derzeit das Erdöl. Sein Anteil am Weltenergiemix wird nach den gegenwärtigen Prognosen in den folgenden Jahren zwar sinken, dennoch wird Erdöl auch 2030 noch rund ein Drittel des globalen Energiebedarfs decken. Zunehmen wird hingegen der Anteil der Kohle, die vor allem in Indien und China eine zentrale Rolle bei der Energieversorgung einnehmen wird; sollten sich diese Prognosen bewahrheiten, wird die Emission von Treibhausgasen bis Mitte unseres Jahrhunderts um mehr als 50 Prozent über dem heutigen Niveau liegen. Der Verbrauch von Erdgas wird aufgrund des höheren Preises nur moderat ansteigen.

Importeure und Exporteure
Die größten Erdölförderer weltweit sind nicht notwendig die größten Exporteure, da die Menge des exportierten Energierohstoffs vom Bedarf im eigenen Lande abhängig ist. So rangiert Nigeria in der Liste der größten Förderländer nur an zehnter, bei den Exporteuren hingegen an vierter Stelle, weil es 92,5 Prozent der Fördermenge ins Ausland exportiert, womit es etwa 90 Prozent seiner Außenhandelseinnahmen erzielt. Die USA hingegen stehen bei den Fördernationen an dritter Stelle, tauchen aber in der Liste der größten Exporteure gar nicht auf, weil die Inlandsförderung auch im eigenen Land verbraucht wird . Ähnlich verhält es sich mit China, dem weltweit sechstgrößten Förderland.
Der mit Abstand größte Erdölimporteur weltweit sind die USA (580 Mio. Tonnen pro Jahr), gefolgt von Japan (206 Mio. Tonnen pro Jahr) und der Volksrepublik China (123 Mio. Tonnen pro Jahr). Die größten Erdölimporteure der EU — in dieser Reihenfolge Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande — kommen gemeinsam auf etwa 410 Mio. Tonnen pro Jahr. Indien rangiert derzeit mit knapp unter 100 Mio. Tonnen pro Jahr im internationalen Länderranking noch auf dem sechsten Rang, allerdings ist absehbar, dass sein Anteil, ebenso wie derjenige Chinas, zunehmen wird.
Erdgas trägt derzeit zu knapp einem Viertel zum weltweiten Energiemix bei. Die wichtigsten Förderländer 2005 waren Russland mit einem Anteil 22 Prozent und die USA mit einem Anteil von 19 Prozent. Andere wichtige Förderstaaten sind unter anderem Kanada, Großbritannien, die Niederlande und Norwegen, Algerien, Usbekistan, Indonesien und die Staaten der Golfregion. Wie groß die Abhängigkeit vieler Industrienationen vom Import von Energierohstoffen heute schon ist, zeigte sich andeutungsweise Anfang 2006, als die russischen Erdgaslieferungen nach Deutschland infolge eines "Gasstreits" zwischen Russland und der benachbarten Ukraine unterbrochen wurden.
Der Anteil der Kohle an der Deckung des Weltenergiebedarfs ist zwischen 1970 und 2005 kontinuierlich zurückgegangen. Steinkohle, noch in den 1960er-Jahren der weltweit wichtigste Energieträger vor dem Erdöl, trägt gegenwärtig noch 21 Prozent zum globalen Energiemix bei. Die stärksten Fördermengen verzeichnete 2005 die Volksrepublik China, mit großem Abstand gefolgt von den USA, Indien, China und Australien; Deutschland rangierte an 14. Stelle. Wichtigster Exporteur von Steinkohle war Australien — das mehr als zwei Drittel der Fördermenge für den Außenhandel verwendet —, während China weniger als fünf Prozent seiner Steinkohle exportiert. Die wichtigsten Abnehmer sind Japan, gefolgt von der Republik Korea, Deutschland, Großbritannien und Russland.
K. Lückemeier

Graphiken

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Gliederung der Rohstoffe

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Entwicklung und Prognose der Anteile verschiedener Energieträger am globalen Primärenergieeinsatz

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