Einwanderung (Immigration) in die USA seit 1820

Geschichte - Geschichte - Die Entwicklung der USA zum Einwanderungsland
978-3-14-100389-5 | Seite 211 | Abb. 5

Überblick

Die amerikanische Nation begreift sich als „Nation of Immigrants“ bzw. „Melting Pot“, und in der Tat ist der Strom der Einwanderer seit der Ankunft der ersten Siedler nie abgerissen. Erst für die Zeit ab 1820 liegen zuverlässige statistische Angaben zur Zahl und Herkunft der Immigranten vor. Seit diesem Zeitpunkt sind Abermillionen Menschen in die USA eingewandert.

Einwanderung und ethnische Minderheiten

Bis zum Ersten Weltkrieg stellten die Europäer mit Abstand das Hauptkontingent der Einwanderer. Unter ihnen dominierten bis etwa 1880 die West-, Nord- und Mitteleuropäer einschließlich der Deutschen, während ab etwa 1880 die Immigranten aus Süd- und Osteuropa – darunter viele Juden, die vor Pogromen in Russland flohen – die Mehrheit bildeten. Die teilweise starken Schwankungen bei den Einwanderungszahlen spiegeln die politischen und wirtschaftlichen Krisen beiderseits des Atlantiks wider. Nach einer Phase vergleichsweise verhaltener Einwanderung kam es durch die Reform der Immigrationsgesetze 1965 zu einem neuen, bis in die Gegenwart anhaltenden Einwanderungsstrom, durch den sich die Zusammensetzung der Immigranten grundlegend änderte. Dominierend ist seitdem die Einwanderung aus Asien und Mittelamerika, vor allem aus dem benachbarten Mexiko. Neben den offiziellen Immigranten gibt es eine wachsende Zahl von illegalen Einwanderern, deren Zahl auf etwa elf Millionen Menschen geschätzt wird. Diese Entwicklung hat zu einer tief greifenden Umgestaltung der Bevölkerungsstruktur geführt. Stellten die Weißen vornehmlich europäischer Herkunft 1970 noch 83 Prozent der Einwohner, so sank ihr Anteil auf etwa 65 Prozent, nach Prognosen wird ihr Anteil bis Mitte des 21. Jahrhunderts auf 50 Prozent fallen. Wachsende Anteile verzeichnen die Asiaten und Hispanics (Menschen mit Spanisch als Muttersprache). Letztere haben bereits zahlenmäßig die Afroamerikaner übertroffen. Zunehmend leben in den USA Menschen, die keiner der großen Bevölkerungsgruppen eindeutig zuzuordnen sind und die bilingual oder multilingual aufwachsen. Entgegen dem Image der USA als „Nation of Immigrants“ bestehen zum Teil noch immer große Probleme hinsichtlich der Gleichberechtigung und der Teilhabe am öffentlichen und wirtschaftlichen Leben.

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