Dubai - Ausbau zur Tourismus-Metropole - 2018

Asien - Westasien - Wirtschaft
978-3-14-100381-9 | Seite 118 | Abb. 1

Überblick

Dubai ist die Hauptstadt des gleichnamigen Emirats am unteren Persischen Golf. Ein Emirat ist ein Staat, der von einem Emir bzw. Scheich verwaltet wird. Das Emirat Dubai ist ein Kleinstaat von rund 4000 Quadratkilometern Fläche, das ist weniger als ein Zehntel der Fläche Niedersachsens. Das Territorium besteht aus einem etwa 50 Kilometer langen Küstenstreifen beiderseits des Meeresarms Dubai Creek.

Entwicklung bis 1990

Dubai wird seit seiner Gründung um 1830 von den Stammesführern (Emiren) aus der Familie Al Maktoum regiert, 1835 geriet das Emirat unter britischen Schutz. Nach dem Rückzug der Briten schlossen sich 1971 sieben Kleinstaaten zu den „Vereinigten Arabischen Emiraten“ (V63AE) zusammen. Aufgrund ihrer immensen Öl- und Gasreserven gehören sie heute zu den reichsten Staaten der Erde. In Dubai – neben Abu Dhabi ein wirtschaftliches Zentrum der Emirate – begann ab Anfang der 1980er-Jahre ein beispielloses Ausbauprogramm. Als Gegenpol zum Dubai Creek mit den Siedlungskernen Deira („Dorf“), dem historischen Sitz des Emirs („Shindaga“) und Bur Dubai, dem alten Hafengebiet, entstand im Südwesten der Hafen Jebel Ali mit den zollfreien Gewerbeflächen der Freihandelszone (Jebel Ali Free Zone), in der sich seit der Gründung 1985 über 7000 Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen angesiedelt haben, darunter rund 100 der 500 umsatzstärksten Unternehmen weltweit. Nordöstlich der Freihandelszone wurde die DUBAL-Aluminiumhütte gegründet, die heute mit einer Produktionskapazität von über 1 Million Tonnen zur Weltspitze zählt. Unweit davon entstand eine Meerwasserentsalzungsanlage, die später durch drei Wärmekraftwerke ergänzt wurde. Im Süden der Stadt wurden mehrere Industrie- und Gewerbegebiete ausgewiesen. Der 1960 eröffnete Dubai International Airport, anfangs noch wenig bedeutend, wurde 1990 nur von wenigen europäischen Flughäfen direkt angeflogen. Dank eines ehrgeizigen Entwicklungsplans wurde er in den folgenden 25 Jahren zu dem nach dem Passagieraufkommen drittgrößten Flughafen der Welt ausgebaut mit zahlreichen Direktverbindungen nach Europa.

Entwicklung ab 1990

Dubai selbst ist – im Gegensatz zu den anderen Emiraten und Nachbarstaaten – kein bedeutendes Erdöl- oder Erdgasförderland. Stattdessen wurde es nicht zuletzt dank der Kapitalüberschüsse seiner Nachbarn ab etwa 1990 gezielt zu einem Zentrum der Finanzwirtschaft, der Bauwirtschaft, der Logistik, des Handels und des Verkehrs ausgebaut. Insbesondere setzte man aber auf den Tourismus. Anziehungspunkte sind heute das angenehme Klima im Winter, feinsandige Badestrände, eine exzellente Infrastruktur und ein reiches Angebot an Geschäfts- und Vergnügungszentren, errichtet in einem rasanten Tempo. Dubai wurde von der globalen Finanzkrise 2008/2009 hart getroffen. Die Nachfrage nach Luxusimmobilien brach dramatisch ein, mehrere Großprojekte wie die Kunstinseln „Deira-Palme“, „The World“, „The Universe“, „Jebel-Ali-Palme“ und das neue Luxusviertel „Veneto“ mussten – mindestens vorläufig – eingestellt werden. Das Emirat ist heute hoch verschuldet. Aufgrund der günstigen Wirtschaftsentwicklung und des Zuschlags für die Ausrichtung der Weltausstellung Expo 2020 – von der sich Dubai neue Impulse für Infrastruktur, Immobiliengeschäft und Tourismus erhofft – sind die Prognosen für die Bewältigung der Schuldenkrise dennoch günstig. Zwischen den Gewerbestandorten von Jebel Ali und dem historischen Siedlungskern erstreckt sich die von Shopping-Malls und Bürohochhäusern internationaler Banken und Handelsdienstleistern gesäumte Sheikh Zayed Road, die Hauptverkehrsachse der Stadt. Hier liegt unter anderem die palastartige Mall of the Emirates, eine der größten Shopping Malls der Welt, die neben einem Theater und Kinos auch eine Skihalle umfasst. Unweit davon befinden sich einige architektonische Markenzeichen: Burj-al-Arab („Turm der Araber“) – mit seiner einem arabischen Segel nachempfundenen Architektur eines der luxuriösesten Hotels der Welt –, der Wild Wadi Water Park, das wellenförmige Jumeirah Beach Hotel und der gigantische Wolkenkratzer Burj Khalifa, seit seiner Einweihung 2010 mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt. Der 2012 fertiggestellte Prinzess Tower an der Marina, mit 414 Metern exakt halb so hoch, gilt als welthöchstes Wohngebäude. Die Strategie, auf den Tourismus zu setzen, hat sich ausgezahlt. Mit knapp 16 Millionen Touristen erzielte Dubai 2017 einen neuen Rekord und gehört damit zu den meistbesuchten Städten der Welt. Die Einnahmen aus dem Tourismus sind mittlerweile wesentlich höher als aus dem Erdölsektor. Zwischen den Jahren 1990 und 2010 sank dessen Beitrag zu den Exporteinnahmen von 50 auf unter 5 Prozent. Zur Entlastung der chronisch überfüllten Straßen wurde der öffentliche Nahverkehr mit der Anlage von U- und Hochbahnen ausgebaut. Im Südwesten der Stadt entstand mit dem Al Maktoum International Airport ein neuer Großflughafen, der primär den Dubai International Airport entlasten soll, sich aber nach dem Willen der Planer bis 2020 zur Logistik- und Luftfrachtdrehscheibe zwischen Europa und Asien und zum größten Flughafen der Welt entwickeln wird – mit 120 Millionen Fluggästen und einem Umschlag von 12 Millionen Tonnen Luftfracht pro Jahr. (Zum Vergleich: In Frankfurt/Main waren es 2017 64,5 Millionen Passagiere und 2,2 Millionen Tonnen Luftfracht.) Dubai hat derzeit etwa 2,7 Millionen Einwohner, allerdings ist deren Zahl stark schwankend, weil es sich zu rund 80 Prozent um Ausländer handelt, von denen wiederum viele Arbeitsmigranten sind. Die Camps der Wanderarbeiter vor allem aus Süd- und Südostasien, die auf den Großbaustellen der Stadt bei schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen und zu sehr geringen Löhnen beschäftigt werden, liegen versteckt in Industrie- und Gewerbegebieten, abseits der touristischen Hauptströme und Shopping-Malls. Wasser ist in den Emiraten ein chronisch knappes Gut. Die wenigen natürlichen Quellen reichen bei weitem nicht aus, den rasant steigenden Bedarf zu decken. Deshalb wird Süßwasser in Dubai vor allem durch die energieaufwendige Entsalzung von Meerwasser gewonnen und anschließend über eine Hauptwasserleitung verteilt, und zwar in gigantischen Mengen: Allein Dubais bekanntester Golfplatz hat einen Tagesbedarf von 3,5 Millionen Litern Wasser. Mit einem Durchschnittskonsum von 470 Litern pro Kopf und Tag steht das Emirat an der Weltspitze im Wasserverbrauch.

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