Dobre (Ukraine) - Agrargroßbetrieb

Europa - Osteuropa - Wirtschafts- und Siedlungsstrukturen
978-3-14-100800-5 | Seite 145 | Abb. 4| Maßstab 1 : 100000

Überblick

Die Orte Dobre und Novojehorivka bilden zusammen mit weiteren Dörfern und der Kleinstadt Baschtanka den gleichnamigen Rajon (insgesamt 38 000 Einwohner). Die Bevölkerung hat seit 1989 um rund zehn Prozent abgenommen. Die Bevölkerungsdichte beträgt gegenwärtig 22 Einwohner pro Quadratkilometer (zum Vergleich: Mecklenburg-Vorpommern 69 E./km²). Die nächstgelegenen größeren Städte sind die Hafenstadt Mykolajiw am Schwarzen Meer (mit dem Auto 1 Stunde entfernt) und Krywyi Rih, Zentrum der Montanindustrie (knapp 2 Stunden).

Die Landnutzungsstrukturen in Dobre und Umgebung sind exemplarisch für die intensiv genutzte Steppenzone in der südlichen Ukraine (s. 144.1). Die naturräumlichen Bedingungen lassen sich mithilfe von Übersichtkarten aus dem Atlaserschließen (86/87, 94/95, 97.2):

- flaches Relief mit ausgedehnten Ebenen, durchzogen von großen Flüssen,
- durchschnittliche Niederschläge um 500 Millimeter pro Jahr,
- kalte Winter, warme bis heißte Sommer,
- fruchtbare Schwarzerden mit einem hohen Humusgehalt.

Sie machen das Gebiet um Dobre zu einem agrarischen Gunstraum.

Landwirtschaftliche Nutzung

Die landwirtschaftliche Nutzfläche wird fast ausschließlich für den Ackerbau genutzt. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Getreide und Ölsaaten (Sonnenblumen), der Produktion ist exportorientiert (s. Bahnlinie zum Getreidehafen). Die Ukraine ist einer der zehn größten Getreideproduzenten weltweit. Dass das Land seine Getreideproduktion zwischen den Jahren 2000 und 2011 mehr als verdoppelt hat, zeigt zum einen die Stellung der Ukraine als Kornkammer, zum anderen aber auch die vielerorts erfolgreiche Umstellung auf moderne Produktionsmethoden agrarindustrieller Prägung. In der Karte wird dies deutlich durch die Errichtung eines Labors zur Saatgut-Herstellung und eines neue Betriebsgeländes für den Großbetrieb Nibulon Baschtanka.

Wie die Grafik der Schlaggrößen in der Karte zeigt, sind die einzelnen Felder bis zu zwei Kilometer lang; ihre Größe überschreitet die den gleichfalls intensiv genutzten Vergleichsstandorten Gröningen und Texhoma erheblich (s. Grafik, 57.4; 220.3).

Die Felder können wegen ihrer Größe mühelos mit schweren Maschinen bearbeitet werden. Zu den negativen Folgen der Schlaggrößen und der intensiven Bewirtschaftung zählen die starke Bodenverdichtung, eine ausgeprägte Winderosion, gegen die im gesamten Gebiet Hecken und Windschutzstreifen angelegt wurden, und reliefabhängig auch Bodenerosion durch abfließendes Wasser.

Betriebsstrukturen

Die Flächen in der Umgebung des Dorfes Dobre werden von Großbetrieb Nibulon Baschtanka bewirtschaftet (3200 Hektar Betriebsgröße). In Deutschland gibt es nur sehr wenige Ackerbaubetriebe dieser Größe. Selbst in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Betriebe für Deutschland sehr groß sind, bewirtschaften die Agrargenossenschaften durchschnittlich „nur“ 1344 Hektar.

Der Standort Dobre gehört zur international ausgerichteten Unternehmensholding Nibulon, die agrarindustrielle Großbetriebe an 22 Standorten in der Ukraine betreibt und über die unmittelbaren landwirtschaftlichen Aktivitäten (Getreide- und Futteranbau, Viehhaltung Milcherzeugung) hinaus Saatgut erzeugt, Dienstleistungen wie Marketing, Vertrieb, Versicherungen, Logistik, Lagerung anbietet und seine Produkte teilweise verarbeitet. Damit hat Nibulon nur wenig mit den Kolchosen, den staatlich gesteuerten Großbetrieben der sozialistischen Ära vor 1990, gemeinsam. Die Holding wurde 1991 als ukrainisch-ungarisch-englisches Gemeinschaftsunternehmen gegründet und hat ihren Sitz in Mykolayiw.

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