Die Entwicklung von Paris

Europa - London und Paris - Global Cities
978-3-14-100770-1 | Seite 111 | Abb. 3| Maßstab 1 : 1000000

Informationen

Paris ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Frankreichs. Mit mehr als 11,5 Mio. Einwohnern im Jahr 2006 beherbergt die Metropolregion Paris rund ein Fünftel der französischen Gesamtbevölkerung, gleichzeitig ist sie das bedeutendste Industriezentrum des Landes, ganz zu schweigen vom Dienstleistungssektor, dessen Übergewicht in der Hauptstadt legendär ist.

Historische Entwicklung des Stadtbildes
Als eine der markanten Strukturlinien erscheint die Seine, die für die früheste Entwicklung der Stadt den Ausschlag gab. Ausgangspunkt war eine Passage über den Fluss im Bereich der Seineinsel (Île de la Cité), auf der bereits unter dem keltischen Stamm der Parisi in vorchristlicher Zeit eine befestigte Siedlung entstanden war. Als Julius Cäsar 52 v. Chr. Gallien unterwerfen konnte, hatte sie den Namen "Nautae Parisiaci". In der gallo-römischen Stadtanlage Lutetia findet die funktionale Differenzierung bereits ihren Ursprung. Die Seineinsel war zweigeteilt in einen geistlichen Bereich im Osten (Jupiter-Tempel) und einen weltlichen Herrschaftsbereich im Westen (Palast).
Die ältesten Pläne von Paris untergliedern die Stadt in Université, Cité und Ville de Paris. Mit "Université" ist das Quartier Latin gemeint, das historische Universitätsviertel, das seinen Namen von der im Mittelalter üblichen Lehrsprache der Universität, dem Lateinischen, herleitete und bis heute ein geistig-kulturelles Zentrum ist. Mit "Cité" ist die Seineinsel bezeichnet, wo sich der königliche Palast, die Kathedrale und andere öffentliche Einrichtungen befanden. "Ville" kennzeichnet demgegenüber das bürgerliche Paris am nördlichen Seineufer, das sich als wirtschaftliches Zentrum seit der frühen Frankenzeit etabliert hatte. Eine Stadtmauer entstand zwischen 1180 und 1210. Am Louvre wurde seit Beginn des 13. Jahrhunderts gebaut. Aber auch am Ostrand der mittelalterlichen Stadtummauerung entstanden Stadtpaläste des Königs und des Hochadels. Dieses Viertel entwickelte sich sogar zum bevorzugten Wohngebiet des Hochadels, wie viele Stadtpaläste (Hôtels) belegen. Durch die umfangreichen Sanierungen der letzten Jahrzehnte ist dieses "Palastviertel" zu einem der attraktivsten touristischen Ziele der Innenstadt geworden.
Im 17. Jahrhundert wurden die Befestigungsanlagen nördlich der Seine abgerissen. Zwischen den alten Stadttoren entstanden breite, von Bäumen gesäumte Boulevards. Im 17. und 18. Jahrhundert verlagerten Hochadel und Großbürgertum ihre Wohngebiete in die westlichen Viertel St-Honoré und St-Germain-des-Prés. Die neue Avenue des Champs Elysées (Ende 17. Jahrhundert) und andere neu angelegte Prachtstraßen und Plätze bildeten hier eine Art Grundgerüst, das sich nunmehr im Sinne eines gehobenen Wohnviertels auffüllte.

Moderne Entwicklung
Die Baumaßnahmen des 19. Jahrhunderts unter dem Stadtpräfekten Baron Haussmann haben insgesamt den Westteil der Innenstadt stärker begünstigt. Die Nachkriegsphase war einerseits gekennzeichnet durch eine Reihe von innerstädtischen Großprojekten, andererseits durch eine fast chaotische Urbanisierung großer Teile des Umlandes sowie die Anlage von Entlastungsstädten (Villes Nouvelles). Die Großprojekte liegen zumeist an der West-Ost-Achse. Sie festigten, da zumeist von spektakulärer Bauart, den Ruf von Paris als geistig-kulturellem Zentrum von Weltrang. La Défense z. B. ist eine Trabantenstadt am Westende dieser Achse, ein Bürozentrum mit 100 000 Beschäftigten und einem riesigen Einkaufszentrum. Innerstädtisch sind die drei Museen Centre Pompidou, Gare d'Orsay und Louvre sowie die Oper, das Konferenzzentrum Carrousel du Louvre, ein Bürozentrum in Bercy und die neue Bibliothéque Nationale im Osten der Innenstadt als Teile dieser Achse zu nennen.
M. Felsch, A. Pletsch, E. Astor

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