Deutschland - Wirtschaft

Deutschland - Deutschland - Wirtschaft
978-3-14-100389-5 | Seite 42 | Abb. 1

Überblick

Die Struktur der Wirtschaft in Deutschland wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Hierzu zählen politische Entscheidungen, die Globalisierung der Weltwirtschaft und in der Vergangenheit gewachsene Strukturen. Aber auch Standortfaktoren bestimmen, wo sich wirtschaftliche Verdichtungsräume bilden, etwa die Ausstattung der Regionen mit Rohstoffen und die Nähe zu anderen Wirtschaftsräumen. In Verdichtungsräumen ballen sich besonders viele Industriezweige. Verdichtungsräume sind Zentren von Konsum und Produktion, Forschung und Entwicklung sowie Schaltstellen der Investitionen.

Junge und alte Industrien

Wie die Karte zeigt, sind typische Wachstumsindustrien der Nachkriegszeit wie die Elektroindustrie, der Maschinenbau, der Kraftfahrzeugbau und die chemische Industrie landesweit verbreitet. Fast alle Verdichtungsräume weisen Standorte der Elektroindustrie und des Maschinenbaus auf. Hinter den einheitlichen Signaturen können sich allerdings sehr unterschiedliche Betriebe verbergen. Für Produktionsstätten und Zulieferbetriebe sind die regionale Infrastruktur und das Angebot an qualifiziertem Fachpersonal entscheidende Faktoren. Die Stammsitze von Großunternehmen sind dagegen nicht nur Produktionsstätten, an ihnen werden auch neue Produkte entwickelt, Vertriebs- und Marketingmaßnahmen organisiert und Entscheidungen für andere Unternehmensstandorte weltweit getroffen. Für sie ist häufig ein breites Spektrum an Dienstleistungsangeboten vor Ort entscheidend. Etwas andere Strukturen lassen sich bei der Chemischen Industrie erkennen. Innerbetriebliche Verbundvorteile führen dazu, dass Chemiewerke oft an ihrem ursprünglichen Standort expandieren, solange der Platz dafür verfügbar ist. Wichtige Standortfaktoren für diese Branche sind vor allem die Verkehrslage und die Verfügbarkeit von Nutzwasser (siehe Ludwigshafen, Leverkusen) bzw. Rohstoffen (siehe Schwedt, Leuna) entscheidend. Bei einigen Altindustrien wie der Eisen- und Metallerzeugung, aber auch bei Teilen der Konsum- und Nahrungsgüterindustrien liegt die Phase der Innovation und Expansion lange zurück. Das heutige Verteilungsmuster spiegelt eher einen tendenziellen Rückgang und einen Trend zur Konzentration wider. Traditionelle Standorte wie das Ruhrgebiet waren fast ausnahmslos an die Nähe zu Rohstoffvorkommen gebunden. Dieser Faktor ist heute aufgrund stark gesunkener Transportkosten und hoher Transportkapazitäten meist nicht mehr entscheidend. Nicht alle Industrien aus der Frühphase der Industrialisierung unterliegen Schrumpfungstendenzen. Dies zeigt zum Beispiel der Schienenfahrzeugbau, in dem die Entwicklung und Produktion zeitgemäßer Fahrzeuggenerationen ausgesprochen technologie- und wissensintensiv ist. Standorte der Elektroindustrie und der Luft- und Raumfahrttechnik sind vor allem die süddeutschen Innovationszentren (zum Beispiel München, Erlangen/Nürnberg), aber auch Hamburg und Bremen.

Dienstleistungssektor

In einigen Bereichen des Dienstleistungssektors sind typische Raummuster erkennbar. Öffentliche Verwaltung: Ihre Standorte sind das Ergebnis politischer Entscheidungen, wobei Aspekte der räumlichen Entwicklung berücksichtigt werden, zum Beispiel der Abbau von Entwicklungsunterschieden. Verwaltungseinrichtungen des Bundes sind deshalb nicht nur in Berlin und Bonn zu finden, sondern im gesamten Bundesgebiet. Zentren der Verwaltungseinrichtungen der Länder sind die Landeshauptstädte. Medienunternehmen sind auf einige Hauptstandorte (zum Beispiel Rhein-Main-Neckar, München, Berlin/Potsdam) und wenige, aber bedeutsame Nebenstandorte (zum Beispiel Gütersloh) konzentriert. Logistik: Die großen Handelsunternehmen zeigen eine Konzentration auf die verkehrsgünstig gelegenen Hauptstandorte Rhein-Ruhr und Hamburg (im Unterschied zu Einzelhandelsunternehmen mit Tendenz zur verbraucherorientierten Verteilung). Finanzzentren: Eines der weltweit bedeutendsten Finanzzentren ist Frankfurt am Main (Börse, Banken, Bundesbank, Europäische Zentralbank). Es übertrifft in seiner Bedeutung die wenigen Nebenstandorte in Deutschland. Messen: Hauptstandorte sind Berlin, Hannover, Frankfurt am Main, München, Düsseldorf und Köln.

Schlagworte