Deutschland - Viehhaltung - Rinder

Deutschland - Deutschland - Landwirtschaft
978-3-14-100383-3 | Seite 41 | Abb. 4

Überblick

Die Viehwirtschaft in Deutschland ist durch eine teilweise starke regionale Konzentrationen gekennzeichnet. Eines der Zentren der tierischen Erzeugung liegt in Nordwestdeutschland (Südoldenburg mit den Kreisen Vechta und Cloppenburg), wo sich eine Zone intensiver Schweine- und Geflügelhaltung herausgebildet hat. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch den günstigen Zugang der Mischfutterhersteller zu Seehäfen, in denen preiswerte Futterkomponenten wie Soja angelandet werden. Auf Niedersachsen entfielen 2017 31,6 Prozent des deutschen Schweinebestands, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (26,4 Prozent) und Bayern (12,0 Prozent). Auch in anderen Regionen haben sich, wenn auch weniger ausgeprägt, Veredlungsschwerpunkte gebildet, etwa im Münsterland. Teilweise haben sich eine Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Veredlungsregionen (zum Beispiel Erzeugung von Ferkeln und deren Export in Regionen, die sich vor allem auf Schweinemast spezialisiert haben, etwa in das Münsterland) und clusterartige Wirtschaftsstrukturen entwickelt. In den ostdeutschen Bundesländern ist die regionale Konzentration insgesamt weniger ausgeprägt, dafür ist eine stärkere Tendenz zu größeren Betrieben zu beobachten. Regional deutlich weniger konzentriert ist die Rinderhaltung. Schwerpunkte sind im früheren Bundesgebiet vor allem Regionen mit Grünlandstandorten. Hierzu gehören das Voralpenland, einige Mittelgebirge und das Hinterland der Nordseeküste.

Konzentration in der Viehhaltung

Die zunehmende Konzentration und die damit einhergehende Rationalisierung der Haltungsverfahren haben die Praxis der tierischen Erzeugung gravierend verändert. Beispielsweise ist es heute immer weniger möglich, Rinder auf der Weide grasen zu lassen, da die verfügbaren Flächen nicht ausreichen würden, um die großen Herden zu versorgen. Überdies sind die heutigen Hochleistungskühe darauf angewiesen, hochwertiges Futter in Form von Silomais, Getreide und Soja aufzunehmen, um ihren Energie- und Eiweißbedarf zu decken. Auch arbeitswirtschaftliche Gründe begünstigen die Sommerstallfütterung. Eine Tendenz zur betrieblichen Konzentration kennzeichnet auch die Schweineproduktion: Obwohl der Schweinebestand 2014 mit 28,34 Millionen Tieren den höchsten Wert seit 1991 erreichte (seitdem leichter Rückgang), ging die Anzahl der Schweine haltenden Betriebe im gleichen Zeitraum bundesweit zurück. In Deutschland und Europa hat Schweinefleisch einen überdurchschnittlich hohen Anteil am konsumierten Fleisch. Ursache für die Zuwächse in der deutschen Schweinefleischproduktion sind vor allem die seit Jahren steigenden Exporte ins Ausland, die Deutschland inzwischen den Ruf eingetragen haben, das „Schlachthaus Europas“ zu sein. Die Konzentration der Veredelungswirtschaft (vor allem Schweine- und Hühnerhaltung) primär im Oldenburger Raum und im Münsterland hat sich weitgehend unabhängig von natürlichen Faktoren vollzogen. Mit der Entwicklung der Intensivviehhaltung ist die Bindung an die Produktionsfaktoren Boden und Klima tendenziell aufgehoben (ermöglicht durch Stallhaltung und Verfütterung von Importfutter).

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