Deutschland - Transitverkehr nach West-Berlin

Deutschland - Deutschland - Kalter Krieg und Wiedervereinigung
978-3-14-100870-8 | Seite 70 | Abb. 4| Maßstab 1 : 4500000

Überblick

Am 13. August 1961 hatte die Staatsführung der DDR im Zuge des sich zuspitzenden Ost-West-Konflikts und angesichts einer krisenhaften Massenabwanderung junger Menschen und qualifizierter Facharbeiter in den Westen alle innerdeutschen Grenzen geschlossen. Im geteilten Berlin wurde mit dem Bau der Mauer begonnen, einem Symbol des Kalten Krieges und der weltpolitischen Teilung in verfeindete Blöcke. West-Berlin wurde damit von allen Außenverbindungen abgeriegelt und lag in inselartiger Isolation inmitten des Staatsgebiets der DDR.

Nur geringfügig gelockert wurde die Abriegelung der Stadt am 19. Dezember 1963 durch das erste Passierschein-Abkommen, das West-Berlinern Verwandtenbesuche im Ostteil der Stadt erlaubte. Zum ersten Mal seit dem Mauerbau 1961 gab es damit für die Einwohner West-Berlins die Möglichkeit zu einem Besuch in Ost-Berlin. Aber erst 1971 wurde mit den Transitverträgen zwischen beiden deutschen Staaten und Verträgen über den Reise- und Besuchsverkehr zwischen dem Berliner Senat und der DDR der Reiseverkehr auf eine Basis gestellt, die den Verkehr zwischen West-Berlin und dem übrigen Bundesgebiet in einem gewissen Maße normalisierte. Mitte der 1980er-Jahre existierten vier Haupttransitwege:

• von Berlin in Richtung Hamburg (zunächst über eine Fernstraße, später über eine neu gebaute Autobahn, Eisenbahn, Frachtschiffverkehr),

• die kürzeste Verbindung von Berlin nach Hannover (Autobahn, Eisenbahn, Frachtschiffe), über Erfurt in Richtung Frankfurt am Main (Autobahn, Eisenbahn),

• über Halle/Leipzig in Richtung Nürnberg und München.

Für den Flugverkehr wurden drei Luftkorridore festgelegt (Richtung Hamburg, Hannover, und Frankfurt am Main). Neben diesen Haupttransitwegen existierten einige weitere Grenzübergänge speziell für den Straßenverkehr oder den Güterverkehr der Eisenbahn.

Das Verkehrssystem beider deutscher Staaten nahm zwischen 1961 und 1990 eine jeweils eigene Entwicklung. Zum einen kam es zu einer Neuausrichtung auf die jeweiligen Zentren im Westen und Osten. Mit Eröffnung des Elbeseitenkanals 1976 wurde es möglich, auch ohne Umweg über die Elbe Schiffe zwischen Hannover und Hamburg verkehren zu lassen. Viele traditionelle Ost-West-Verbindungen wurden dagegen in den Jahrzehnten der deutschen Teilung unterbrochen. Zum Teil wurde die kriegszerstörte Infrastruktur gar nicht wieder aufgebaut (z. B. Elbebrücken), zum Teil wurde sie vernachlässigt. Infolgedessen gab es nach der Wiedervereinigung einen großen Nachholbedarf.

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