Deutschland - Tourismus

Deutschland - Deutschland - Tourismus
978-3-14-100800-5 | Seite 62 | Abb. 1| Maßstab 1 : 3500000

Überblick

Der Tourismus gehört seit Jahren zu den boomenden und umsatzstärksten Wirtschaftszweigen. Die deutsche Tourismuswirtschaft erwirtschaftete 2012 fast 100 Mrd. Euro. Ihr direkter Anteil an der volkswirtschaftlichen Bruttowertschöpfung betrug 4,4 Prozent. Damit ist der Tourismus für die Bruttowertschöpfung inzwischen bedeutender als die Kraftfahrzeugindustrie. Die Branche beschäftigte 2012 knapp 3 Mio. Menschen, rund sieben Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland.

Übernachtungszahlen

Im Jahre 2012 wurden in Deutschland 407,3 Mio. Übernachtungen registriert, 2013 wurde der Vorjahreswert noch einmal auf 411,9 Mio. gesteigert. Dank einer Reihe von Rekordjahren ist die Zahl der Übernachtungen in nur sieben Jahren um mehr als 60 Mio. gestiegen (2006: 351,2 Mio.).

Stark zugelegt haben seit den frühen 1990er-Jahren die Übernachtungszahlen ausländischer Gäste, die 2012 einen Anteil von 16,9 Prozent an allen Übernachtungen hatten. Unter ihnen dominierten Gäste aus Europa, das 75,7 Prozent aller ausländischen Touristen stellte, gefolgt von Asien mit 10,5 Prozent und Amerika mit 9,9 Prozent. Weltweit lag Deutschland damit auf Platz acht der beliebtesten Reiseländer. Im europäischen Vergleich belegte es 2013 erneut den ersten Platz.

Die klassischen Tourismusregionen

Die klassischen Tourismusregionen Deutschlands liegen an der Küste, in den Alpen sowie an Seen und in den Mittelgebirgen. Gemeinsam ist diesen Zielen die natürliche Erholungseignung durch landschaftliche Besonderheiten, allerdings auch ein stark saisonal geprägter Fremdenverkehr mit klarem Schwerpunkt im Sommer. Dank des Skitourismus gibt es allein in den Alpen eine lange Wintersaison, während sie sich in den Küstenregionen und Mittelgebirgen im Wesentlichen auf ein schmales Zeitfenster um Weihnachten und den Jahreswechsel konzentriert. Die höchste Tourismusintensität – gemessen an der Zahl der Übernachtungen pro Einwohner – verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern, allerdings liegt es nach absoluten Zahlen mit 27,9 Mio. Übernachtungen 2012 deutlich hinter den führenden deutschen Bundesländern Bayern (84,0 Mio.) und Baden-Württemberg (47,7 Mio.).

Touristische Zentren an der Küste sind die Seebäder. Um sich als solche bezeichnen zu dürfen, müssen Seebäder in fußläufiger Entfernung zur See liegen und über ausreichende Bade- und Kureinrichtungen verfügen. Darüber hinaus haben sie ein geregeltes Kurwesen mit medizinischer Betreuung aufzuweisen.

Im Mittelgebirgsraum gibt es neben Kur- und Erholungsorten viele Heilbäder. Letztere sind in ihrer Lage an natürliche Heilmittel wie mineralreiche oder warme Wässer und Moore gebunden. Thermen oder kohlensaure Quellen sowie Schwefel- oder Mineralquellen treten häufig an geologischen Verwerfungslinien auf. So kommt es nicht selten zu einer linienhaften Anordnung von Heilbädern wie im Oberrheingraben.

Kurorte und Luftkurorte bilden eine heterogene Gruppe, sind aber zumeist in den Mittelgebirgen (vor allem im Schwarzwald) und in den Alpen zu finden. In höheren Lagen zeichnen sie sich oft durch ein Reizklima aus, das durch niedrigeren Luftdruck, geringeren Sauerstoffgehalt und kräftigere Luftbewegung charakterisiert wird. Auch Kur- und Luftkurorte müssen definierten Anforderungen entsprechen.

Verändertes Reise- und Freizeitverhalten

Der oben beschriebene Tourismusboom wurde getragen von Kurzurlaubsreisen mit einer Länge von zwei bis vier Tagen, die stark zugelegt haben. Zunehmende Bedeutung gewonnen hat der Erlebnistourismus zu Großveranstaltungen, Musikfestivals oder Volksfesten wie dem Münchner Oktoberfest. Auch touristische Kunstwelten, etwa exotische Wasserwelten, Sport- und Freizeiterlebnisparks, die aufgrund ihres Gelände- und Parkplatzbedarfs oft in ländlichen Regionen, dennoch aber in einer gewissen Nähe zu Großstädten liegen, finden sich in allen Teilen Deutschlands. Diese Tourismusorte müssen vor allem durch eine Autobahn- und / oder Bahnanbindung gut erreichbar sein. Sie suchen meist die Nähe von Verdichtungsräumen.

Ein vergleichsweise neuer Trend ist, dass sich ganze Regionen wie der Harz oder Rügen zusammenschließen und ein gemeinsames Marketingkonzept samt zugehöriger Infrastruktur entwickeln, um beispielsweise Fahrradtouristen zu gewinnen.

So sind inzwischen landesweit zahllose touristische Radwanderwege ausgewiesen worden. Andere Formen des Aktivtourismus sind Wassersport, Inlineskaten, Wanderreiten und Klettern.

Städtetourismus

Die größten Steigerungsraten verzeichnet der deutsche Städtetourismus. Wachstumsträger waren vor allem die zehn größten deutschen Metropolen, die als multifunktionale Großstädte von internationaler Bedeutung aufwarten können: Sie sind verkehrstechnisch optimal angebunden, verfügen über Universitäten, Fachmessen und Kongressangebote, ein überregional beachtetes Kulturangebot an Museen und Bühnen, über bedeutsame Gebäude und die notwendige touristische Infrastruktur.

Angeführt wurde das Ranking der deutschen Großstädte 2013 klar von Berlin mit 26,9 Mio. Übernachtungen. Auf den Plätzen zwei und drei folgten München (12,9 Mio.) und Hamburg (11,6 Mio).

Großen Anteil am überproportionalen Anstieg des Städtetourismus hatten Geschäftsreisen. Dieser Trend wurde dadurch begünstigt, dass Deutschland im europäischen Vergleich die klare Nummer eins bei internationalen Messen, Tagungen und Kongressen ist. Besonders viele Teilnehmer verzeichnen Großmessen wie die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt oder die CeBIT in Hannover.

Gegenstand des touristischen Interesses sind aber auch historische sowie Museen und historische Stätten wie im Falle des Archäologischen Parks in Xanten.

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