Deutschland - Stromerzeugung - 1995

Deutschland - Deutschland - Energie
978-3-14-100382-6 | Seite 45 | Abb. 4

Überblick

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Strommix in Deutschland stark verändert. Nach einem Beschluss der Bundesregierung sollen die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 und auch über 2020 weiter reduziert werden. Möglich ist dies nur, wenn Kohlekraftwerke, bislang Hauptträger der Stromerzeugung, zum Teil abgeschaltet und regenerative Energieträger ausgebaut werden. Weitere Zugewinne in diesem Sektor sind vor allem in den Bereichen Windkraft, Biomasse und Photovoltaik zu erwarten. Ein zweiter wichtiger Grund für Veränderungen im Strommix ist der Ausstieg aus der Atomenergie, der 2000 unter der rot-grünen Bundesregierung eingeleitet und 2011 vom Bundestag beschlossen wurde; er soll bis Ende 2022 vollzogen sein. 2017 wurden 39,1 Prozent des gesamten Stroms aus Kohle gewonnen, die damit nach wie vor der wichtigste Energieträger war. Allerdings nimmt ihre Bedeutung ab: 1995 stammten noch 54,0 Prozent des Stroms bundesweit aus Braun- und Steinkohle. In fünf Bundesländern (Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Bremen, Saarland) lag der Anteil der Kohle auch 2018 noch über 60 Prozent. Noch stärkere Anteile hat die Kernenergie verloren: Wurden 1995 noch 28,7 Prozent des Bruttostroms bundesweit aus Kernenergie gewonnen, sank ihr Anteil bis 2017 auf 13,1 Prozent. Den größten Anteil am Energiemix hatte sie in Bayern, gefolgt von Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Einen rasanten Zuwachs haben die erneuerbaren Energien erlebt, deren Anteil beständig steigt. Während 1995 knapp 5 Prozent des gesamten Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde, waren es 2017 bereits 38,2 Prozent. Den höchsten prozentualen Anteil am Energiemix hatten die erneuerbaren Energien 2016 in den ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (66,8 %), Thüringen (56,9 %) und Sachsen-Anhalt (50,8 %), gefolgt von Schleswig-Holstein (54,8 %), Bayern (47,3 %) und Rheinland-Pfalz (45,5 %). Die geringsten Anteile hatten sie in Nordrhein-Westfalen (9,8 %), Hamburg (4,6 %) und Berlin (4,5 %). In diesen Anteilen spiegeln sich ganz unterschiedliche Strukturen: Während in Nord- und Ostdeutschland vor allem die Stromerzeugung aus Windkraft überdurchschnittlich hoch ist, weisen in Süddeutschland Photovoltaik und Wasserkraft sehr hohe Anteile auf. Ursache sind hier vor allem die unterschiedlichen natürlichen Potenziale (siehe Karten 44.1 „Deutschland und seine Nachbarländer – Energiewirtschaft“ , 45.2 „Deutschland – Erneuerbare Energie aus Sonne und Erdwärme“ und 45.3 „Deutschland – Erneuerbare Energie aus Wind“). Intensiv landwirtschaftlich genutzte Gebiete in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern haben jeweils hohe Anteile der Biomasse an der Stromerzeugung. Die Windkraft trug 1995 gerade einmal 0,3 Prozent zur Stromversorgung bei, doch seitdem verzeichnet sie enorme Wachstumsraten. 2017 hatte sie mit einer Erzeugung von 103,7 Mrd. kWh einen Anteil von 18,8 Prozent am deutschen Energiemix. An zweiter Stelle unter den erneuerbaren Energien rangiert die Stromerzeugung aus Biomasse, die 1995 mit 0,1 Prozent noch eine vernachlässigbare Größe war. Erst Mitte der 2000er-Jahre setzte ihr sprunghaftes Wachstum ein, 2017 lag ihr Anteil bei beachtlichen 8,6 Prozent. Eine ähnlich rasante Entwicklung gab es bei der Photovoltaik, die erst Anfang der 2000er-Jahre aufkam und 2006 gerade einmal 0,3 Prozent zum deutschen Energiemix beisteuerte, ihren Anteil aber bis 2017 auf 7,0 Prozent steigerte.

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