Deutschland (südlicher Teil) - Physische Karte

Deutschland - Physische Karte
978-3-14-100870-8 | Seite 58 | Abb. 1| Maßstab 1 : 1500000

Überblick

Die Karte zeigt einen Teil der Mittelgebirgsschwelle, die süddeutschen Stufenlandschaften mit ihren Randgebirgen, den Oberrheingraben, das deutsche Alpenvorland und den Nordrand der Alpen.

Die Großlandschaften der Mittelgebirgsschwelle

Geologisch gesehen gibt es vier wesentliche Bestandteile: das variszische Grundgebirge, das Deckgebirge aus den Sedimenten des Zechsteins und des Erdmittelalters, die jungen vulkanischen Gesteine sowie die jungen Sedimente der Erdneuzeit. In Abhängigkeit von der tektonischen Entwicklung (Art, Größe und Lage der Bruchschollen; Hebung/Senkung), der Beschaffenheit des Gesteins und dem Wechsel des Klimas wurden charakteristische Landschaften geformt.

Hochschollen wurden stark herausgehoben. Ihr Deckgebirge ist abgetragen, sodass das Grundgebirge hervortritt. Heute prägen weiträumige Einebnungsflächen einen Teil dieser Hochschollen (Eifel). Andere Hochschollen haben eher den Charakter schmaler Gebirgskämme (Hunsrück, Taunus, Thüringer Wald). Auch Fichtelgebirge, Oberpfälzer Wald und Böhmerwald sind Hochschollen, sie bilden den Ostrand der Stufenlandschaften Süddeutschlands.

Tiefschollen wurden nicht so stark gehoben wie die Hochschollen oder sanken zum Teil sogar ab. Auf ihnen blieben die Sedimente des Deckgebirges weitgehend erhalten. Thüringer Becken und Wetterau sind typische Becken und Senken. Sie sind im Vergleich zu den Hochschollen reliefarm, ihre Ränder werden zum Teil durch Schichtstufen markiert. Elbsandsteingebirge und Teile des Hessischen Berglandes sind Beispiele für stärker herausgehobene Tiefschollen, die Mittelgebirgscharakter haben, zum Teil mit markantem, gesteinsbedingtem Formenschatz und mit Spuren jüngerer vulkanischer Aktivitäten. Vogelsberg und Rhön verdanken ihre Gestalt u. a. auch vulkanischen Prozessen.

Die Schwäbische Alb zählt zu den Stufenlandschaften Süddeutschlands. Sie geht im Bereich des Nördlinger Rieses in die Fränkische Alb über. Im Westen grenzt sie an den höher gelegenen Schwarzwald. In Teilen des Schwarzwaldes tritt, wie in den Hochschollen der Mittelgebirgsschwelle, das kristalline Grundgebirge zutage. Im Norden und im Westen ist dagegen das Deckgebirge erhalten.

Die Oberrheinische Tiefebene zwischen Basel und Mainz ist in der Karte besonders auffällig. Die nahezu von Nord nach Süd ausgerichtete Tiefebene folgt den tektonischen Strukturen des im Tertiär entstandenen Oberrheingrabens, der mit jungen Sedimenten aufgefüllt ist. Der Ebene folgen Hauptverkehrsachsen von europäischer Bedeutung. Hier liegen außerdem zahlreiche Siedlungen.

Die Alpen und ihr Vorland

Als Alpenvorland wird in Deutschland der Raum zwischen dem nördlichen Alpenrand und einem Bogen aus Schwäbischer Alb, südlicher Fränkischer Alb und Bayerischem Wald bezeichnet. Diesem markanten, im Kartenbild leicht zu findenden Bogen folgt im Wesentlichen auch der Lauf der Donau.

Das Alpenvorland ist als Außenzone der Alpen Ablagerungsgebiet des Abtragungsschuttes der Alpen. Nur ein Teil des Alpenvorlandes war während der letzten Eiszeiten vergletschert. Gut erkennbar sind die großen Seen, Folgen der glazialen Formung. Die Lage dieser Seen markiert den Nordrand des Jungmoränengebietes, das sich in Österreich fortsetzt. Der Formenschatz dieser Gebiete ist zum Teil ein anderer als der des glazial überformten Teils des Norddeutschen Tieflands (zum Beispiel Schotterfelder statt Sander). Das Gebiet nördlich der Linie Augsburg - Salzburg war nicht vergletschert. In der Karte sind die Abdachung des Alpenvorlandes in Richtung Dungau und die Ausrichtung des Gewässernetzes auf die Donau gut zu erkennen.

Zwischen der Salzach und dem Bodensee hat Deutschland einen Anteil von 2,2 % am Hochgebirge der Alpen. Die Alpen treten in der Karte durch die dunkelbraune Signatur hervor. Sie sind das Ergebnis intensiver Hebungsprozesse in jüngerer Zeit, auch die Bildung der Mittelgebirgsschwelle ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Intensive Abtragung (in Abhängigkeit vom Gestein) und glaziale Überformung gaben den Alpen ihr heutiges Aussehen. Markant sind die Quertäler des Inns und der Salzach.

Besiedlung und Namen

Alpen: hat wie Alb den Wortstamm "alb" (von: Berg), Abwandlung "Alp" bzw. "Alpe" für Bergweide

Baden-Baden: römisches Bad als Namensquelle (179 n. Chr.: Civitas aquensis); durch Übersetzung aus dem Lateinischen entstand zunächst der Name Baden, ab dem 12. Jahrhundert Sitz der Markgrafen von Baden, deren Teilung in zwei Linien 1535 zur Dopplung des Namens führte (Markgraf von Baden zu Baden), seit 1931 offizieller Name der Stadt; die Markgrafschaft Baden, später Großherzogtum, ist auch eine Wurzel des Namens Baden-Württemberg

Bayern: Anfänge der bayerischen Herrschaftsbildung im 6. Jahrhundert im heutigen Ostbayern, Zusammenwachsen verschiedener Volksgruppen, unter ihnen die germanischen Bajuwaren, die aus dem heutigen Böhmen eingewandert waren

Chiemsee: Name des Sees nach dem Dorf Chieming (vgl. Straubing)

Dinkelsbühl: entstand am Übergang einer Fernhandelsstraße über die Wörnitz, zusammengesetzte Ableitung aus "dinkil" (die alte Weizenart Dinkel) und dem Flurnamen "buhil" (althochdeutsch: Hügel)

Donau: 1401 Donaw, 1301 Tuonawe; Zusammensetzung von Ableitungen aus "owe" (althochdeutsch: Aue, Fluss) und dem antiken Namen Danubius

Donauried: der Zusatz "-ried" ist zum einen eine Landschaftsbezeichnung (mittelhochdeutsch "riet": Sumpfgras, Schilf, Röhricht), zum anderen eine bayerische Bezeichnung für Rodungen, dann im Sinne der Endung "-rode" zu interpretieren

Erdinger Moos: Zusammensetzung aus dem Namen der Stadt Erding (1228 gegründet) und "Moos", einer alten Bezeichnung für ein Moor

Hohenstaufen: Berg, auf dem bis zur Zerstörung im Bauernkrieg die Stammburg des Adelsgeschlechtes der Staufen stand; die Silbe "Hohen-" bezieht sich auf die Lage oberhalb einer Siedlung auf einem Berg, die Silbe "-staufen" kommt von einer Beschreibung der Form dieses Berges: "stouph" (mittelhochdeutsch: hoch ragender Felsen)

Isar: Flussname, gehört zur Wortwurzel "is" bzw. "ois" mit der Bedeutung: sich heftig, schnell bewegen

Karlsruhe: 1715 als Schloss und Residenzstadt neu gegründet, regelmäßige Stadtanlage; benannt nach dem Gründer Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach (1715: "Carols Ruhe")

Kaufbeuren: alter Königshof der Karolinger, 1286 freie Reichsstadt, Salz- und Getreidehandel, Textilgewerbe; der zusammengesetzte Name geht auf die beiden Silben "kouf" (althochdeutsch: Handel, Geschäft) und "bur" (althochdeutsch: Haus) zurück

Landshut: 1204 als Burg zum Schutz einer Isarbrücke gegründet; Name "castrum Landeshvote" verweist auf den Zweck der Burggründung (Behütung, Bewachung eines Landes)

Lech: Name mit Bezug auf "llech" (kymrisch, bedeutet Steinplatte); keltische Formen mit der Bedeutung "der Steinige" überliefert; Bezug zum Lechfeld (Schotterebene an der Lech zwischen Augsburg und Landsberg)

München: 1158 von Heinrich dem Löwen gegründet und mit Markt-, Zoll- und Münzrechten versehen; soll auf dem Gebiet eines klösterlichen Besitzes gegründet worden sein, daher der Name "apud Munichen" (bei den Mönchen)

Naab: der Flussname geht auf das indogermanische Wort "nebh" (Bedeutung: feucht, Wasser) zurück

Regensburg: ab dem 2. Jahrhundert als römisches Militärlager am Donauübergang zwischen Naab und Regen gegründet; später zum Kastell Castra Regina ausgebaut; aus der lateinischen Übersetzung entwickelte sich der Name über die Formen "Reganespurch" (772) und "Reganispurc" (11. Jahrhundert)

Reichenhall, Bad: sehr alte Siedlung in der Nähe von Salzquellen, 996 Münzrecht; die Namenszusammensetzung hat den Wortteil "-hal" (mittelhochdeutsch: Salzquelle, Salzwerk, Siedehaus); "Reichen-" verweist auf die Ergiebigkeit der Quellen; den Zusatz "Bad" erhielt der Ort ab dem 19. Jahrhundert aufgrund seines Kur- und Badebetriebs

Rhein: Name (althochdeutsch: Rin; französisch: Rhin) geht auf das vorgermanische Wort "reinos" (Bedeutung: Fluss oder Strom) zurück

Ries: altbesiedeltes Becken mit fruchtbaren Lössböden, das durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist; der Name kommt von "raetia" (Name einer römischen Provinz, nach dem Volk der Räter in den Alpen benannt)

Schwarzwald: bezieht sich auf die dunkle Farbe des ursprünglichen, dichten Nadelwaldbestands

Straubing: am Ort einer 233 zerstörten keltischen Siedlung entstanden, die Endung "-ing" stellt einen Zusammenhang zwischen dem Siedlungsnamen und einer Person her (hier der bayerische Name Strupo); 1184 als Strubing bezeugt

Stuttgart: 926 Gestüt, 950 Wasserburg, 1160 bezeugte Siedlung, 1250 zur Stadt erhoben, ab 1482 Residenzstadt; der Name geht auf das Gestüt zurück: "Stutgarten" (1262); wobei "Stut" von "stuot" (althochdeutsch: Herde von Zuchtpferden) stammt

Württemberg: 1475 "Wirtemperg", 1139 "Wirdenberc", benennt ursprünglich die Burg, die Stammsitz des Adelsgeschlechts war, aus dem das Königreich Württemberg (1806) hervorging

Besonderheiten

• Der höchste Berg im Kartenbild ist der Dachstein (2995 m) in Österreich, in Deutschland die Zugspitze (2962 m).

• Teile der Österreichischen Alpen zeigen aktuell eine Vergletscherung (Tauern, Dachstein).

• Es gibt Staatsgrenzen, die Gebirgskämmen folgen (Erzgebirge und Böhmerwald zur Tschechischen Republik).

• Der Rhein ist Grenzfluss zwischen Deutschland und der Schweiz bzw. zwischen Deutschland und Frankreich. Der Inn und die Salzach sind Grenzflüsse zwischen Deutschland und Österreich.

• Flüsse wie die Elbe, die Mosel und der Rhein durchbrechen die Mittelgebirgsschwelle in markanten Tälern.

• Bei Schaffhausen liegt der Rheinfall, einer der größten Wasserfälle Europas.

• Bei Nördlingen ist an der Reliefform das Nördlinger Ries zu erkennen, ein runder Meteoritenkrater.

• Bemerkenswert sind die besondere Lage von Konstanz und der Grenzverlauf bei Schaffhausen (Begriffe Exklave/Enklave).

• Im südlichen Teil Deutschlands liegen mehrere Teilräume, in denen sich Burgen, Schlösser und Klöster konzentrieren. Beispiel sind der Mittelrhein, Franken und das Alpenvorland.

• Mehrere Regionen weisen Doppelbezeichnungen bei Ortsnamen auf: mit deutschen und tschechischen Ortsnamen in der Tschechischen Republik sowie mit deutschen und französischen Ortsnamen im Elsass.

• Am Rhein sind zwischen Mannheim und Karlsruhe Altarme aus der Zeit vor der Flussregulierung erkennbar. Ein weiterer Hinweis auf Flussregulierungen ist der Rhein-Seitenkanal zwischen Basel und Straßburg.

• Die Bahnlinien im Bereich der Mittelgebirge weisen zahlreiche Tunnel auf. Sie sind an gestrichelten Linien erkennbar.

• Der Main-Donau-Kanal verbindet das Fluss-und Schifffahrtsstraßensystem des Rheins in Mitteleuropa mit dem der Donau, die nach ihrem Weg durch Südosteuropa in das Schwarze Meer mündet.

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