Deutschland - Rohstoffabhängigkeit

Erde - Erde - Welthandel
978-3-14-100800-5 | Seite 266 | Abb. 2| Maßstab 1 : 180000000

Überblick

Die deutsche Wirtschaft ist traditionell exportorientiert und weist einen beständigen Handelsbilanzüberschuss auf. Sowohl die Importe als auch die Exporte stiegen seit den 1960er-Jahren kontinuierlich an, wobei vor allem ab den späten 1990er-Jahren starke Zuwachsraten verzeichnet werden konnten. 2013 erreichten sowohl Importe (896 Mrd. Euro) als auch Exporte (1094 Mrd. Euro) ein Rekordniveau oder lagen knapp darunter, gleiches gilt für den sehr hohen Außenhandelsüberschuss (198 Mrd. Euro).

Unter den großen Industrienationen zählen vor allem Deutschland und Japan zu jenen Staaten, die in bedeutendem Maße auf Rohstoffimporte, vor allem im Energiebereich, bei den Eisen- und Metallerzen, zum Teil auch bei landwirtschaftlichen Produkten, angewiesen sind. Im Falle Deutschlands wird die Einfuhr der wichtigsten Rohstoffe zum einen durch die EU-Integration und zum anderen durch eine Reihe internationaler Handelsabkommen gesichert.

Die Karte zeigt, dass die Rohstoffversorgung Deutschlands sehr stark von Einfuhrgütern von allen Kontinenten abhängig ist. Der Import an Steinkohle stammt etwa zu gleichen Teilen einerseits aus den EU-Staaten einschließlich Russlands und andererseits aus Übersee. Die größten Anteile bei Steinkohle hatten im Jahr 2013 die anderen EU-Staaten (Polen), die USA, Kolumbien und Russland. Insgesamt wurden im Jahr 2013 rund 51 Mio. Tonnen importiert, die deutsche Förderung belief sich auf 8 Mio. Tonnen. Wichtigster Vorzug der Importländer waren die niedrigen Produktionskosten ihrer im Tagebau geförderten Steinkohle.

Ein tiefgreifender Wandel hat sich seit 1980 in der regionalen Verteilung der Erdöleinfuhr vollzogen. Aufgrund der politischen und schließlich auch kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten – dem ersten Golfkrieg zwischen Irak und Iran (1980–1988) und dem zweiten und dritten Golfkrieg zwischen Irak und den alliierten Verbündeten unter Führung der USA 1991 und 2003 –, aber auch aufgrund der Erschließung neuer Erdölvorkommen in der Nordsee und der Energiesparpolitik der westlichen Industriestaaten hat der Nahe Osten seine dominierende Stellung in der Rohölversorgung der Bundesrepublik Deutschland eingebüßt. 1973 stammten noch mehr als 96 Prozent der Ölimporte aus OPEC-Staaten, inzwischen haben sie eine deutlich nachrangige Bedeutung. 2013 kamen etwa drei Fünftel der deutschen Erdöl- und Erdölprodukt-Importe aus Russland, Großbritannien und Norwegen, wobei allein auf Russland ein Drittel aller Importe entfiel. Weitere wichtige Zulieferer waren Nigeria, Kasachstan und Aserbaidschan mit zusammen einem Fünftel. Die Inlandsförderung ist nahezu bedeutungslos.

In der deutschen Stahlindustrie werden heute nur hochwertige Eisenerze (über 65 Prozent Eisengehalt) aus dem Ausland eingesetzt, überwiegend überseeische Erze aus Brasilien, Kanada und Australien, aber auch aus Europa (Schweden, Ukraine) und Afrika (Mauretanien, Liberia, Südafrika). Bei Buntmetallen und Stahlveredlern wurden nur die wichtigsten überseeischen Bezugsländer auf der Karte berücksichtigt: Kupfererz aus Chile, Blei- und Zinkerze aus Kanada und Australien. Darüber hinaus ist Polen ein wichtiger Lieferant von Rohkupfer und Kupferlegierungen. Aluminiumerze bezieht Deutschland aus Afrika.

Bei Agrarprodukten ist der Handel Deutschlands auf die EU konzentriert, anders als etwa in Japan. Dies ist exemplarisch an den Daten zu Mais und Weizen zu erkennen.

Außenhandel mit Deutschland

Im Jahr 2013 exportierte Deutschland Waren im Wert von insgesamt 1094 Mrd. Euro. Die wichtigsten Handelspartner waren dabei die EU-Länder, in die 57 Prozent aller deutschen Exporte gingen. Die wichtigsten Nicht-EU-Partner bei den Exporten waren die USA (8,1 %) und China (6,1 %). Die ASEAN-Staaten, Brasilien und Mexiko kamen auf relativ kleine Einzelanteile, allerdings steigt ihre Bedeutung derzeit stark an.

2013 importierte Deutschland Waren im Wert von insgesamt 896 Mrd. Euro. Die wichtigsten Handelspartner waren dabei die EU-Länder, aus denen 57 Prozent aller deutschen Importe stammten. Die wichtigsten Nicht-EU-Partner bei den Importen waren China (8,2 %), gefolgt von den USA (5,4 %) und Russland (4,5 %).

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