Deutschland mittlerer Teil - physisch

Deutschland - Deutschland mittlerer Teil - physisch
978-3-14-100770-1 | Seite 50 | Abb. 1| Maßstab 1 : 1500000

Informationen

Die Karte zeigt den südlichen Teil des Norddeutschen Tieflandes, die Mittelgebirgsschwelle und einen Teil der süddeutschen Stufenlandschaften, einschließlich der großen Täler, Becken und Senken.

Überblick über die Großlandschaften
Geologisch gesehen weist der mittlere Teil Deutschlands vier wesentliche Bestandteile auf: das variszische Grundgebirge, das Deckgebirge aus den Sedimenten des Zechsteins und des Erdmittelalters, die jungen vulkanischen Gesteine sowie die jungen Sedimente der Erdneuzeit. In Abhängigkeit von der tektonischen Entwicklung (Art, Größe und Lage der Bruchschollen; Hebung/Senkung), der Beschaffenheit des Gesteins und dem Wechsel des Klimas wurden charakteristische Landschaften geformt.
Die Hochschollen wurden stark herausgehoben und ihr Deckgebirge abgetragen, wodurch das Grundgebirge hervortrat. Heute prägen weiträumige Einebnungsflächen einen Teil dieser Hochschollen wie Harz und Eifel. Andere Hochschollen haben eher den Charakter schmaler Gebirgskämme, etwa Hunsrück, Taunus und Thüringer Wald. Auch Fichtelgebirge, Oberpfälzer Wald und Böhmerwald sind Hochschollen, sie bilden den Ostrand der Stufenlandschaften Süddeutschlands. Je nach ihrer Entstehung haben die Mittelgebirge markante Formen, etwa das Erzgebirge als sogenannte Pultscholle – mit einer relativ geringen Neigung nach Nordwesten und einem markanten Abbruch zum Tal der Eger im Südosten – oder die Horst-Strukturen beim Harz.
Die Tiefschollen wurden nicht so stark gehoben, zum Teil sanken sie sogar ab. Auf ihnen blieben die Sedimente des Deckgebirges weitgehend erhalten. Thüringer Becken und Wetterau sind typische Becken und Senken. Sie sind im Vergleich zu den Hochschollen reliefarm, ihre Ränder werden zum Teil durch Schichtstufen markiert.
Elbsandsteingebirge und Teile des Hessischen Berglandes sind hingegen Beispiele für stärker herausgehobene Tiefschollen, die Mittelgebirgscharakter haben; an manchen Stellen weisen sie einen markanten, gesteinsbedingten Formenschatz mit Spuren jüngerer vulkanischer Aktivitäten auf. Vogelsberg und Rhön etwa verdanken ihre Gestalt unter anderem auch vulkanischen Prozessen. Im Kartenbild deutet etwa der Laacher See in der Eifel, ein Maar, oder die Form des Vogelsberges darauf hin.
Die Stufenlandschaften Süddeutschlands sind durch den Gegensatz von weit gespannten, verhältnismäßig reliefarmen Landschaften und markanten Stufen charakterisiert. Das Deckgebirge blieb auch hier erhalten. Häufig wechselnde, unterschiedlich widerständige Gesteine, vor allem Sandstein und Muschelkalk, sowie anhaltende Abtragungsprozesse haben das heutige Relief geprägt; Beispiele hierfür liefern Pfälzer Wald, Hohenloher Ebene, Grabfeld, Frankenwald, Spessart und die Fränkische Alb. Besonders auffällig sind die markanten Schichtstufen.
Eine Sonderstellung nimmt der Oberrheingraben ein.
Ein weiteres auffälliges Merkmal ist die Wechselbeziehung zwischen Relief und Gewässernetz, die sich insbesondere am Verlauf des Rheins nachvollziehen lässt. Während der Fluss – dem Oberrheingraben folgend – südlich von Mainz in einem breiten, weitgehend ebenen Tal verläuft, schneidet er nördlich von Mainz ein enges Flusstal mit Steilhängen in die Mittelgebirgsschwelle von Hunsrück bzw. Eifel im Westen und Taunus bzw. Westerwald im Osten. Viele Flüsse sind durch Regulierungen (Rhein, Elbe), Kanalisierungen (Regenz) oder Staustufen (Main, Mosel und Neckar) schiffbar gemacht. In den Mittelgebirgen liegen die meisten der deutschen Stauseen und Talsperren, etwa im Harz, im Rothaargebirge und im Sauerland.
M. Felsch

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