Deutschland - Energiemix bei der Stromerzeugung - 1995

Deutschland - Deutschland - Energiewende
978-3-14-100870-8 | Seite 85 | Abb. 4| Maßstab 1 : 7000000

Überblick

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Strommix in Deutschland stark verändert. Nach einem Beschluss der Bundesregierung sollen die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 und auch über 2020 weiter reduziert werden. Möglich ist dies nur, wenn Kohlekraftwerke, bislang Hauptträger der Stromerzeugung, zum Teil abgeschaltet und regenerative Energieträger ausgebaut werden. Weitere Zugewinne in diesem Sektor sind vor allem in den Bereichen Windkraft, Biomasse und Photovoltaik zu erwarten. Ein zweiter wichtiger Grund für Veränderungen im Strommix ist der Ausstieg aus der Atomenergie, der 2000 unter der rot-grünen Bundesregierung eingeleitet und 2011 vom Bundestag beschlossen wurde; er soll bis Ende 2022 vollzogen sein.

2014 wurden rund 50 Prozent des gesamten Stroms aus Kohle gewonnen, die damit nach wie vor der wichtigste Energieträger war. Allerdings nimmt ihre Bedeutung ab: 1995 stammten noch über 60 Prozent des Stroms bundesweit aus Braun- und Steinkohle. In sieben Bundesländern, darunter Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Saarland, lag der Anteil der Kohle auch 2015 noch über 60 Prozent.

Noch stärkere Anteile hat die Kernenergie verloren: Wurden 1994 noch mehr als 30 Prozent des Bruttostroms bundesweit aus Kernenergie gewonnen, sank ihr Anteil bis 2015 auf rund 18 Prozent. Den größten Anteil am Energiemix hatte sie zu diesem Zeitpunkt in Bayern, gefolgt von Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Niedersachsen.

Einen rasanten Zuwachs haben die erneuerbaren Energien erlebt, deren Anteil beständig steigt. Während 1994 knapp 5 Prozent des gesamten Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde, waren es 2015 bereits 30 Prozent. Den höchsten prozentualen Anteil am Energiemix hatten die erneuerbaren Energien 2014 in den ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (63,4 %), Thüringen (54,9 %) und Sachsen-Anhalt (48,4 %), gefolgt von Schleswig-Holstein (43,3 %), Rheinland-Pfalz (41,3 %) und Hessen (40,4 %). Die geringsten Anteile hatten sie in Nordrhein-Westfalen (8,6 %), Saarland (8,3 %) und Berlin (4,0 %). In diesen Anteilen spiegeln sich ganz unterschiedliche Strukturen: Während in Nord- und Ostdeutschland vor allem die Stromerzeugung aus Windkraft überdurchschnittlich hoch ist, weisen in Süddeutschland Photovoltaik und Wasserkraft sehr hohe Anteile auf. Ursache sind hier vor allem die unterschiedlichen natürlichen Potenziale(s. 84.1, 85.2-3). Intensiv landwirtschaftlich genutzte Gebiete in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern haben jeweils hohe Anteile der Biomasse an der Stromerzeugung.

Die Windkraft trug noch 1999 gerade einmal 1,0 Prozent zur Energieversorgung bei, doch seitdem verzeichnete sie enorme Wachstumsraten. 2015 hatte sie mit einer Erzeugung von 88,0 Mrd. kWh einen Anteil von 13,5 Prozent am deutschen Energiemix. An zweiter Stelle unter den erneuerbaren Energien rangiert die Stromerzeugung aus Biomasse, die Ende der 1990er-Jahre mit 0,2 Prozent noch eine vernachlässigbare Größe war. Erst Mitte der 2000er-Jahre setzte ihr sprunghaftes Wachstum ein, 2015 lag ihr Anteil bei beachtlichen 6,8 Prozent. Eine ähnlich rasante Entwicklung gab es bei der Photovoltaik, die 2006 gerade einmal 0,3 Prozent zum deutschen Energiemix beisteuerte, ihren Anteil aber bis 2015 auf 5,9 Prozent steigerte.

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