Deutschland - Deutsche Teilung 1949-1990

Deutschland - Deutschland - Kalter Krieg und Wiedervereinigung
978-3-14-100870-8 | Seite 70 | Abb. 3| Maßstab 1 : 9000000

Überblick

In den Jahrzehnten der Teilung bestand Deutschland aus zwei deutschen Staaten. Getrennt wurden sie durch den "Eisernen Vorhang", der in der Epoche des Kalten Krieges eine unüberwindliche Grenze zwischen den NATO-Staaten und den Warschauer-Pakt-Staaten bildete. West-Berlin befand sich jenseits der deutsch-deutschen Grenze in einer Insellage, die Möglichkeiten des Grenzübergangs waren stark beschränkt.

In der am 23. Mai 1949 gegründeten Bundesrepublik blieben die einzelnen Bundesländer, welche die alliierten Besatzungsmächte zwischen 1945 und 1946 ins Leben gerufen hatten, im Wesentlichen erhalten. Eine Ausnahme bildete Baden-Württemberg, das 1952 nach einer Volksabstimmung aus einem Zusammenschluss der Länder Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden entstand. 1953 kam auch die Grenzstadt Kehl aus der französischen Verwaltungszone zu Baden-Württemberg. Das zuvor politisch autonome Saarland wurde am 1. Januar 1957 Teil der Bundesrepublik Deutschland.

Am 7. Oktober 1949 erfolgte die Proklamation der DDR durch den Volksrat. Die unter der sowjetischen Besatzung konstituierten Länder Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen hatten in ihren Verfassungen das Prinzip der Selbstverwaltung verankert, das mit dem staatlichen Ziel einer Durchsetzung der Planwirtschaft zunehmend kollidierte. Unter SED-Chef Walter Ulbricht wurden die Länder 1952 abgeschafft und durch eine zentralistische Gliederung in 14 Bezirke und die Hauptstadt Ost-Berlin ersetzt. Die Bezirke waren administrativ in 28 Stadt- und 191 Landkreise untergliedert. 1957 wurde auch die Selbstverwaltung der Gemeinden und 1958 die nur noch pro forma existierende Länderkammer aufgehoben.

Die politische Blockbildung und das militärische Wettrüsten der konkurrierenden Supermächte USA und UdSSR führte in den Kalten Krieg, der mit dem Bau der Berliner Mauer einen ersten Höhepunkt erreichte. Am 13. August 1961 schloss die DDR, die unter der Massenauswanderung junger Menschen und qualifizierter Facharbeiter litt, alle innerdeutschen Grenzen. Die ehemalige Demarkationslinie zur sowjetischen Besatzungszone wurde mit einem Todesstreifen und mit Selbstschussanlagen zu einer fast unüberwindlichen Grenze ausgebaut, die Grenzsoldaten erhielten den Schießbefehl. Nicht weniger stark gesichert war die Berliner Mauer, die fortan Ost-Berlin vom westlichen Stadtteil trennte.

Zu einer Entspannung des deutsch-deutschen Verhältnisses kam es erst im Zuge der "neuen Ostpolitik" unter Willy Brandt. Durch den 1972 unterzeichneten Grundlagenvertrag wurde die DDR von der BRD als souveräner Staat anerkannt. Die Entstehung der heutigen Bundesrepublik war das Resultat des wohl größten politischen Umbruchs in der Nachkriegszeit. Michail Gorbatschow, ab 1985 Generalsekretär der KPdSU, setzte einen Reformprozess in Gang, der in der Folge den gesamten Ostblock erfasste. Angesichts zunehmender Proteste der DDR-Bevölkerung trat SED-Parteichef Erich Honecker am 18. Oktober 1989 zurück. Da von seinem Nachfolger Egon Krenz keine neuen Impulse ausgingen, hielten die Demonstrationen an. Als auch die Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989 der DDR-Führung keine dauerhafte Entlastung brachte, trat das Politbüro geschlossen zurück und ebnete damit den Weg für demokratische Wahlen und die deutsche Wiedervereinigung 1990.

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