Danziger Bucht - Haffküste

Europa - Europa - Gewässer und Küsten
978-3-14-100800-5 | Seite 91 | Abb. 5| Maßstab 1 : 1500000

Überblick

Die Haff- und Nehrungsküste ist ein Küstentyp, der durch die Umlagerung von Lockersedimenten geprägt wird. Am Ausgangspunkt der Küstenbildung stehen Glaziallandschaften norddeutschen Typs mit Grund- und Endmoränen, in die das Meer im Zuge des nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstiegs vorgedrungen ist. Die Hauptwindrichtung (Westen) bedingt westliche Meeresströmungen. Diese tragen an exponierten Steilküsten Material ab (v. a. Sand) und transportieren es mit sich weg. An Orten, an denen die Meeresströmungen divergieren und daher an Geschwindigkeit und damit an Transportkraft verlieren (z. B. Buchten), wird dieses Material wieder abgelagert. Es bilden sich Sandhaken und Sandbänke, die – je nach lokalen Wind- und Strömungsverhältnissen – zunächst nur zeitweise, später ständig über dem Wasserspiegel liegen. Sie wachsen nach und nach zu langgezogenen, schmalen Halbinseln, den Nehrungen, zusammen. Auf der dem Meer zugewandten Seite bilden sich ausgedehnte Sandstrände, im Inneren der Nehrungen prägen Küstendünen die Landschaft.

Im Hinterland der Nehrungen werden Teile ehemals offener Meeresbuchten stärker abgeschnürt. Es entstehen flache Haffgebiete, die nur noch einen schmalen Zugang zum offenen Meer haben und in denen sich Meer- und Süßwasser zu Brackwasser vermischen. Der Salzgehalt des Wassers geht hier immer weiter zurück. Auf den Haffseiten der Nehrungen wechseln Sandstrände und ausgedehnte Schilfbestände.

In der Danziger Bucht mündet mit der Weichsel einer der großen mittel- und osteuropäischen Ströme. Sie hat in historischen Zeiträumen den Endmoränenbogen der letzten Eiszeit südlich von Marienburg durchbrochen. Da die Weichsel eine beträchtliche Sedimentfracht mit sich führte, hatte sie nördlich des Durchbruchs Talsedimente und ein Flussdelta aufgeschüttet. Das Mündungsgebiet geriet jedoch unter den Einfluss küstendynamischer Prozesse: Im Mündungsbereich der Weichsel entstanden die bis zu 45 Meter hohen Küstendünen der Frischen Nehrung und versperrten dem Fluss zunehmend den Weg. Der Fluss wurde in zwei Hauptarme aufgespalten, einen westlich im heutigen Danzig mündenden und einen östlich im Frischen Haff mündenden; zudem wurde kleinere Deltaarme in Richtung Osten abgelenkt.

Das Mündungsgebiet der Weichsel hat sich noch in den letzten Jahrhunderten stark verändert. So entstand 1840 bei einem Hochwasser ein neuer Durchbruch zwischen Danzig und der heutigen Hauptmündung. Die Hauptmündung der Weichsel durchbricht heute die Küstendünen in einem Kanal, um die Hochwassergefahr im Deltagebiet zu verringern (Weichseldurchstich).

Die küstendynamischen Prozesse führen gerade im Bereich von Haffküsten zu abwechslungsreichen, sehr vielgestaltigen natürlichen Lebensräumen.

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