China - Raumentwicklung

Asien - Asien - Wirtschaft
978-3-14-100870-8 | Seite 159 | Abb. 3| Maßstab 1 : 30000000

Überblick

Chinas beeindruckende wirtschaftliche Entwicklung begann nach dem Tod von Mao Zedong. 1978 wurde unter der Federführung von Deng Xiaoping ein Reformkurs eingeleitet, der die vorherige Politik der wirtschaftlichen Abschottung beendete. In der Anfangsphase beschränkten sich die Reformen zur "sozialistischen Modernisierung der Wirtschaft" weitgehend auf die Landwirtschaft, später wurden sie zügig auf Industrie und Dienstleistungen ausgeweitet.

Entlang der Ostküste wurden schrittweise Sonderwirtschaftszonen und offene Städte eingerichtet, in denen die Ansiedlung ausländischer Unternehmen unterstützt wurde und daher besonders einfach möglich war. Sie boten ausländischen Investoren die Möglichkeit, unter anderen wirtschaftlichen Gesetzen als im übrigen China zu investieren und unter Ausnutzung der niedrigen Löhne unter Weltmarktbedingungen für den Export zu produzieren. Der Wirtschaftsboom setzte in den Küstenregionen weitere starke Entwicklungsimpulse. Für sie wurde der anschauliche Begriff des "Schaufensters" Chinas gebräuchlich. Später wurde das Instrument der offenen Städte und Sonderwirtschaftszonen auch auf bestimmte Städte im Binnenland ausgedehnt ("offene Binnenstadt").

In der Gegenwart gelingt es China zunehmend, die Rolle als "Werkbank" der Welt hinter sich zu lassen. Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung sind ebenso allgegenwärtig wie Ansiedlungen moderner Wachstumsindustrien und Dienstleistungen. Zur Exportorientierung tritt zunehmend der Binnenmarkt als Wachstumsmotor. Daher zählt der Osten Chinas heute zu den Regionen der Erde mit der am stärksten wachsenden Wirtschaft und - ungeachtet einiger struktureller Probleme - zu den Regionen mit der modernsten Wirtschaftsstruktur. Im Ergebnis ist das BIP pro Kopf in der Küstenregion vielerorts überdurchschnittlich hoch.

Während sich die boomenden Städte entlang der chinesischen Süd- und Ostküste erstrecken, weisen die Regionen in Zentral-, West- und Nordchina ein deutlich unterdurchschnittliches BIP pro Kopf und Entwicklungsrückstände auf. Daher drängen zunehmend Menschen aus diesen Gebieten in die Küstenprovinzen, um als Wanderarbeiter am wirtschaftlichen Aufschwung teilzuhaben.

Um dem Ost-West-Entwicklungsgefälle entgegenzuwirken, wurden seit Ende der 1990er-Jahre Projekte zur wirtschaftlichen Erschließung des übrigen Landes begonnen. Durch massive Investitionen wird zum Beispiel die Stadt Chongqing - in administrativer Hinsicht einer Provinz gleichgestellt und daher vom Status Peking oder Shanghai vergleichbar - zu einem wirtschaftlichen Zentrum ausgebaut, das zunehmend Ausgangspunkt der wirtschaftlichen Entwicklung Westchinas wird. Mit Projekten wie dem "Entwicklungsplan Westliches China" oder dem Bau von Bahnstrecken versucht die Zentralregierung, Investoren auch in bislang wenig beachtete Gebiete zu lenken und auf diese Weise den Anschluss an die wirtschaftliche Entwicklung herzustellen.

Schlagworte