Ceuta - Spanische Exklave in Afrika

Europa - Europa - Migration
978-3-14-100803-6 | Seite 103 | Abb. 4| Maßstab 1 : 100000

Überblick

Die Stadt Ceuta wurde 1415 von portugiesischen Truppen erobert, gelangte im 17. Jahrhundert zu Spanien. Sie ist seitdem eine spanische Exklave und heuteEU-Hoheitsgebiet auf afrikanischem Boden. Ceuta hat etwa so viele Einwohner wie Konstanz, bei einem Drittel der Fläche (2014: 85 000 Einwohner, 18,5 km 2). Die Stadt ist vollständig von Marokko umgeben und liegt am Mittelmeer an der Straße von Gibraltar. Die Meerenge ist an dieser Stelle nur rund 20 Kilometer breit; neben der Straße von Otranto (Lampedusa) und der Ägäis ist sie eine von drei Hauptfluchtrouten nach Europa.

Über Ceuta nach Europa

Viele Migranten, hauptsächlich Afrikaner (s. Diagramm in der Karte), leben über Jahre hinweg unter ärmlichsten Bedingungen in Camps nahe der Küste, insbesondere in der Umgebung von Ceuta und Melilla (s. Karte). Dort warten sie auf eine Fluchtgelegenheit. Sie versuchen trotz starker Wellen, Strömungen und Winde mit Booten nach Europa überzusetzen.

Eine andere Fluchtmöglichkeit ist, über die stark ausgebauten Grenzbefestigungen auf spanisches Territorium zu gelangen. Immer wieder kommt es dort zu Massenerstürmungen, bei denen mehrere hundert Flüchtlinge gleichzeitig versuchen, den sechs Meter hohen spanischen Grenzzaun zu überwinden oder den spanisch-marokkanischen Grenzübergang El Tarajal zu durchbrechen. Andere Flüchtlinge versuchen, die Grenzzäune zu umschwimmen und so nach Ceuta zu gelangen.

Sowohl spanische als auch marokkanische Sicherheitskräfte sind bestrebt, solche Fluchtversuche zu. Unterstützt werden sie von den Operationen derEuropäischen Agentur für operative Zusammenarbeit an den EU-Außengrenzen (Frontex), die die Straße von Gibraltar zur See und aus der Luft überwacht (s. 103.1).

Schaffen es Flüchtlinge, nach Spanien zu gelangen, dann werden sie in Aufnahmelagern (s. Karte) untergebracht und können ein Asylverfahren nach EU-Recht durchlaufen. Sofern bestimmte Kriterien erfüllt sind, können sie als Flüchtlinge anerkannt werden und einen dauerhaften Aufenthaltsstatus erhalten.Anderenfalls droht die Abschiebung in das Herkunftsland. Eine zunehmende Anzahl an Flüchtlingen lebt illegal ohne gültige Ausweispapiere in Europa (s. 103.3).

Marokko und die Flüchtlinge

In Marokko lebten im Jahr 2014 nach Schätzungen bis zu 40 000 Menschen aus anderen Staaten Afrikas, die versuchen oder versucht haben nach Europa zu fliehen. Zwischen Marokko und den Staaten der EU bestehen Abkommen, nach denen sich das nordafrikanische Land gegen finanzielle Unterstützung daran beteiligt, Flüchtlingsströme in Richtung Europa zu unterbinden.

Im Jahr 2014 hat Marokko illegalen Einwanderern Aufenthaltsgenehmigungen angeboten, mehrere tausend Flüchtlinge haben davon Gebrauch gemacht und offizielle Dokumente erhalten. Voraussetzung für eine Aufenthaltsgenehmigung ist, dass die Flüchtlinge seit fünf Jahren in Marokko leben oder einen Arbeitsvertrag für mindestens zwei Jahre nachweisen. Das Maßnahmenpaket der marokkanischen Regierung umfasst auch Ausbildungen, Sprachkurse, Schulbesuche für Kinder und der Zugang zu medizinischer Versorgung.

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