Bayerische Alpen - Umweltgefährdung - Hochwassergefahr

Deutschland - Deutschland - Umwelt und Klimawandel
978-3-14-100800-5 | Seite 60 | Abb. 3| Maßstab 1 : 250000

Überblick

Die Nördlichen Kalkalpen um Garmisch-Partenkirchen sind ein beliebtes Erholungsgebiet. Sie zählen zum Naherholungsraum Münchens. Auffällig sind zunächst die starken Schädigungen des Bergwaldes, die zum einen eine hohe Erosionsgefahr (Lawinen, Steinschlag, Muren), extrem erhöhte Geschiebefrachtanteile in den Gewässern und langfristig Überschotterung der Talböden (bis ins Vorland hinein) verursachen. Ist der Bergwald stark geschädigt oder fehlt er gar schon, so wird der Boden kaum noch vor Erosion geschützt. Regen kann rasch an der Oberfläche abfließen, also wesentlich schneller und in erheblich höherer Menge als zuvor. Damit steigt die Transportleistung beträchtlich, der ungeschützte Boden wird in kürzester Zeit abgetragen. Eher lokale Gefahren gehen von Lawinen aus, die die Infrastruktureinrichtungen des Tourismus (Wege, Skipisten, Liftanlagen) gefährden.

Zum anderen führen Schädigungen des Bergwaldes wegen des schnelleren Abflusses (Verminderung der Speicherfähigkeit der Wälder für Wasser) insbesondere während der Schneeschmelze und bei Starkregen zu extremer bis großer Hochwassergefahr in den Seitentälern und zu mittlerer Hochwassergefahr im Haupttal der Loisach. Die Karten verdeutlichen damit indirekt die fundamentale Bedeutung intakter Bergwälder. Die hohen Niederschläge in dieser Region (Jahressummen über 1200 mm) werden von intaktem Bergwald aufgefangen, zum großen Teil im Boden gespeichert und erst verzögert an die Abflüsse weitergegeben. Da dieser Zwischenspeichereffekt vermindert ist, sind vor allem die Ortschaften, Verkehrswege und Tourismuseinrichtungen in den Tälern bedroht.

Insbesondere in den Randlagen der Orte und entlang der Verkehrswege überlagert sich die Gefährdung durch Hochwasser mit der Gefährdung durch Lawinen, Steinschlag und Muren.

Schutzwirkungen des Bergwaldes

Ein gesunder, dichter Wald festigt durch sein Wurzelwerk den Boden und schützt diesen darüber hinaus vor direkt auftreffendem Regen. Der Niederschlag wird aufgefangen, langsam zum Boden weitergeleitet und kann dort entlang der Wurzeln gut im Boden versickern. Weitere Anteile verdunsten sofort wieder oder werden von den Bäumen aufgenommen. Die abfließende Wassermenge reduziert sich dadurch.

Der Boden gibt die aufgenommene Feuchtigkeit nur langsam wieder ab. Nach starken Niederschlägen speichert der Wald bzw. Boden 80 bis 90 Prozent des Regenwassers, ein mit Wiese bedeckter Boden dagegen nur etwa 15 bis 20 Prozent.

Gesunder Wald verhindert die Entstehung von Lawinen bzw. bremst die oberhalb der Waldgrenze entstandenen Lawinen ab, fängt ihre Wucht auf und schützt so weitgehend die Täler.

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