Baunatal - Strukturwandel durch Industrieansiedlung - um 1935

Hessen - Baunatal - Wirtschaft und Strukturwandel
978-3-14-100389-5 | Seite 21 | Abb. 2| Maßstab 1 : 35000

Überblick

Die Kartenfolge zeigt die Entwicklung der südlich von Kassel gelegenen Stadt Baunatal zwischen 1935 und 2020.

Um 1935

1935 bestand die fast rein landwirtschaftlich geprägte Region aus mehreren kleinen Gemeinden. Die Knallhütte Brauerei war die einzige größere Gewerbeansiedlung. Zwei Bahnstrecken durchzogen den Raum.

 

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges blieb die Siedlungsstruktur weitgehend erhalten. Größte Veränderung war ein Flugmotorenwerk der Firma Henschel, das 1936 östlich von Altenbauna errichtet wurde. Die bereits in Kassel ansässige Firma wählte diesen Standort aufgrund der Nähe zum Stammwerk, einer guten Infrastruktur sowie Möglichkeiten zur Tarnung des Geländes. Der Bau wurde vom Reichsluftfahrtministerium finanziell unterstützt. Die Nachfrage nach Flugmotoren stieg zu Beginn des Zweiten Weltkriegs stark an. Während des Krieges arbeiteten hier auch zahlreiche Zwangsarbeiter, die in Barackenlagern untergebracht waren. Nach dem Krieg wurde der Betrieb zunächst mit der Instandhaltung und Reparatur amerikanischer Militärfahrzeuge beauftragt. Danach handelte Henschel vor allem mit Omnibussen, LKWs und Schwermaschinen. 1957 wurde das Unternehmen aufgrund wirtschaftlicher Defizite geschlossen. Das Gelände wurde für 6,5 Millionen DM von der Volkswagenwerk GmbH gekauft.

Um 1955

Zwischen 1935 und 1955 blieb die Siedlungsstruktur weitgehend erhalten. Größte Veränderung war ein Flugmotorenwerk der Firma Henschel, das 1936 östlich von Altenbauna errichtet wurde. Die bereits in Kassel ansässige Firma wählte diesen Standort aufgrund der Nähe zum Stammwerk, einer guten Infrastruktur sowie Möglichkeiten zur Tarnung des Geländes. Der Bau wurde vom Reichsluftfahrtministerium finanziell unterstützt. Die Nachfrage nach Flugmotoren stieg zu Beginn des Zweiten Weltkriegs stark an. Während des Krieges arbeiteten hier auch zahlreiche Zwangsarbeiter, die in Barackenlagern untergebracht waren. Nach dem Krieg wurde der Betrieb zunächst mit der Instandhaltung und Reparatur amerikanischer Militärfahrzeuge beauftragt. Danach handelte Henschel vor allem mit Omnibussen, LKWs und Schwermaschinen. 1957 wurde das Unternehmen aufgrund wirtschaftlicher Defizite geschlossen. Das Gelände wurde für 6,5 Millionen DM von der Volkswagenwerk GmbH gekauft.

 

Weitere Gewerbebetriebe um 1955 waren eine Ziegelei und ein Sägewerk in Großenritte sowie eine Brauerei in Rengershausen.

Um 2020

Die weitere Entwicklung von Baunatal wurde in starkem Maße durch die Ansiedlung des Volkswagenwerks beeinflusst, das 1957 auf dem Gelände des ehemaligen Flugmotorenwerks errichtet wurde. Anfangs diente das Werk überwiegend der Aufbereitung von Motoren und anderen Fahrzeugteilen, seit den 1960er-Jahren werden auch Einzelkomponenten, Motoren und Getriebe produziert. Das Werk ist mit einem eigenen Autobahnanschluss der A 49 (ehemals B 3) an das Autobahnnetz angeschlossen. Nördlich des Werksgeländes verläuft die A 44. Darüber hinaus verfügt das Werk über einen eigenen Gleisanschluss.


1964 schlossen sich die Orte Altenbauna, Altenritte und Kirchbauna zur Gemeinde Baunatal zusammen, die 1966 mit der Gemeinde Großenritte zur Stadt Baunatal fusionierte. Schnell stieg die Einwohnerzahl von 11 700 (1966) auf 14 600 (1971) an. 1971 und 1972 wurden weitere Orte (u. a. Rengershausen) eingemeindet. 1980 hatte Baunatal eine Bevölkerung von 21 400 Einwohnern. Die Stadtteile waren weit über ihre ursprünglichen Siedlungskerne hinausgewachsen. Zwischen Altenbauna und Altenritte lag jetzt der Stadtpark, ein parkartiges Naherholungsgebiet mit mehreren öffentlichen Gebäuden (Schule und Sportstätten).

 

1990 war die Bevölkerung auf 24 900 Einwohner gewachsen, Ende 2019 wurden fast 28 500 erreicht. Von Mitte der 1980iger Jahre bis 2006 wurde das Gebiet zwischen dem Stadtpark und der Leisel vollständig bebaut. Auch in Altenritte und Großenritte, wie auch in anderen Stadtteilen, entstanden neue Wohngebiete.
Das Gelände des Volkswagenwerks wurde nach Süden erweitert. Östlich der A 49 entstand ab 1992 das Original-Teile-Center „Volkswagen“ (OTC), das als zentrales Lager von Ersatzteilen aller VW-Modelle dient. Nördlich des VW-Werks, in Großenritte und Rengershausen, entstanden neue Gewerbegebiete. Viele Gewerbebetriebe arbeiten als Zulieferer für das VW-Werk. Die Brauerei in Rengershausen besteht bis heute.

 

Mit 16 500 Beschäftigten (2019) ist das Volkswagenwerk Kassel in Baunatal nach dem Stammwerk in Wolfsburg die zweitgrößte Produktionsstätte des Volkswagenkonzerns in Deutschland und der größte Arbeitgeber in Nordhessen. Seit Herbst 2019 werden hier auch Elektromotoren sowie Bau- und Karosserieteile für den ID.3, das neue Elektroauto von VW, hergestellt. Diese werden dann in Zwickau zu einem fertigen Auto zusammengesetzt.

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