
Informationen
Das zu den Kleinen Sundainseln zählende Bali hat eine Fläche von 5693 km² und zählt rund 3,3 Mio. Einwohner (2006). Damit hat die Insel etwa 86 Prozent der Bevölkerung, aber nur 29 Prozent der Fläche von Rheinland-Pfalz. Bali liegt etwa acht Grad südlich des Äquators und damit in der wechselfeuchten monsunal-tropischen Klimazone. Die Höhe und die raum-zeitliche Verteilung der Niederschläge werden wesentlich durch das Relief modifiziert. Eine Vulkankette mit Höhen bis zu 3142 Metern durchzieht nahe der Nordküste die Insel entlang einer Ost-West-Achse, die als Klimascheide wirkt und so die räumliche Differenzierung der agrarischen Landnutzung und damit auch die Bevölkerungsverteilung mitbestimmt. Der Gunung (Mt.) Ayung ist mit 3142 Metern der höchste Vulkan und noch immer aktiv. Bei zwei ehemaligen Riesenvulkanen wurden in geologischer Vergangenheit die Spitzen abgesprengt. Dadurch entstanden die riesigen Calderen des Buyan-Bratan- und Batur-Massivs mit dem ebenfalls noch aktiven Batur-Vulkan. Die Calderen und die auf ihren Sohlen liegenden Seen sind wichtige touristische Attraktionen.
Relief und Klima
Der schmale, weithin nur ein bis zwei Kilometer tiefe Küstensaum nördlich der Vulkankette erhält nur geringe durchschnittliche Jahresniederschläge von rund 1200 Millimetern. Der südlich der Gebirgskämme gelegene Teil fällt über eine Distanz von rund 30 Kilometern ganz allmählich von Höhen zwischen 2000 und 3100 Metern bis auf Meereshöhe ab. Das Relief bietet dadurch für Siedlungen und die Landwirtschaft günstige Voraussetzungen. Aufgrund der Steigungsregen nimmt hier der Niederschlag von nur etwa 1500 Millimetern pro Jahr unmittelbar an der Küste über eine Entfernung von rund 20 Kilometern auf bis zu 3500 Millimeter kontinuierlich zu.
Ein zwei bis drei Kilometer tiefer Küstenstreifen und die Halbinsel Bukit profitieren kaum von den Steigungsregen und waren daher vormals weniger dicht besiedelt als das Hinterland. Die Küstenzone wurde jedoch seit etwa 1970 vom Massentourismus radikal überformt. Hier entstanden unter anderem die weitgehend ungeplanten Tourismuszentren Kuta und Sanur, die Retortensiedlung Nusa Dua und der Internationale Großflughafen. Heute ist diese Zone zusammen mit der stürmisch gewachsenen Hauptstadt Denpasar mit ihren derzeit rund 500 000 Einwohnern der am dichtesten besiedelte und am stärksten verstädterte Raum Balis. Der Flughafen Ngurah Rai gilt hinsichtlich der Ankünfte ausländischer Passagiere seit langem als größter Flughafen Indonesiens. Im Jahre 2006 wurden hier 1,33 Mio. Ankünfte gezählt, auf dem Flughafen Sukarno Hatta in der Hauptstadt Jakarta waren es nur 1,15 Mio. Ankünfte.
Aufgrund der jahreszeitlichen Verlagerung der Innertropischen Konvergenzzone fallen die Hauptniederschläge in den Monaten Oktober bis März. Die Trockenzeit umfasst die Monate von April bis September. Dieses wechselfeuchte Klima in Verbindung mit den fruchtbaren, aus vulkanischen Aschen und Laharen (Schlammströme) entstandenen Böden (Regosole, Latosole, Andosole) begünstigten die Entwicklung einer ausgedehnten Nassreisbaulandschaft an der zentralen Südabdachung. Die zahlreichen, von der Vulkankette in Richtung Süden verlaufenden Flüsse speisen hoch entwickelte Bewässerungssysteme. Überdies sind sie — insbesondere der Ayung — aufgrund ihrer im Ober- und Mittellauf tief eingeschnittenen Täler attraktiv für den Tourismus; hier werden unter anderem Kajakfahrten angeboten.
Tourismus auf Bali
Auch wenn der Tourismus im nördlichen Küstensaum um das "Seebad" Lovina seit einigen Jahren von wachsender Bedeutung ist, konzentrieren sich die Beherbergungskapazitäten und Gästeübernachtungen bis heute zu über 90 Prozent auf die Südküste der Insel. Eine jüngere touristische Wachstumszone gibt es an der Ostküste um das Zentrum Amed. Hier sind die überwiegend noch intakten Korallenriffe die wichtigste Attraktion. An der Südküste wurden die vormals ausgedehnten Mangrovenwälder überwiegend vernichtet; nur auf Bukit sind sie noch immer großflächig zu finden. Da auch die Korallenriffe im Süden stark degradiert sind, zum Teil sogar völlig vernichtet wurden, ging auch ihre Schutzfunktion für die Küste verloren. Künstliche Wellenbrecher wie vor Sanur sollen die Abrasion mindern und die noch verbliebenen Sandstrände für den Tourismus sichern. Viele Sandstrände wurden hier bereits stark zerstört oder vernichtet — auch infolge des vormaligen Sandabbaus durch die für die Hotellerie arbeitende Bauwirtschaft.
Der Massentourismus an der Südküste sichert zwar vielen Tausend Menschen Arbeit und Einkommen, zeitigt aber auch enorme Umweltprobleme, etwa im Hinblick auf die Abfall- und Abwasserbeseitigung, die Trinkwasserversorgung, die Verkehrsbelastung und die Zersiedlung. Die meisten Touristen besuchen die Kernräume der balinesischen Kultur im Küstenhinterland nur auf Tagesreisen. Hier ist das "Künstlerdorf" Ubud das am stärksten besuchte Touristenzentrum mit einer auch größeren Zahl von Beherbergungsbetrieben. In den letzten Jahren haben sich auch die Seen in der Batur- und vor allem in der Bratan-Caldera zu Zentren des Massentourismus vornehmlich für Tagesbesucher entwickelt. Ein Golfplatz mit Luxushotel und Bootsfahrten auf dem Bratan-See sind hier die größten Attraktionen.
Vor allem an der Südküste, aber auch um Ubud, wurden viele touristische Einrichtungen auf früheren Reisfeldern errichtet, die dadurch um Kuta fast vollständig beseitigt wurden. Auch deshalb ist die abgeerntete Nassreisanbaufläche besonders seit 1980 deutlich zurückgegangen. Die raumplanerische Definition der südlichen Küstenzone als Destination für den Agro- und Ökotourismus widerspricht der Realität; allenfalls um Ubud mag bei sorgfältiger, am Leitbild der Nachhaltigkeit ausgerichteter Landnutzung die Sicherung einer Koexistenz zwischen der einzigartigen Reisbaulandschaft Balis und dem Tourismus noch erreichbar sein.
Der Tourismus verzeichnete bis 2002 eine stürmische Entwicklung. Blutige Terroranschläge in Kuta 2002 und Jimbaran 2005 in Verbindung mit dem Irakkrieg sowie die SARS-Epidemie und die Vogelgrippe-Krise haben jedoch zu einem Rückgang der Zahl der Besucher insbesondere aus "westlichen" Ländern geführt, der durch die wachsende Zahl von Binnentouristen und Besuchern aus den Nachbarländern Malaysia und Singapur nicht kompensiert werden konnte. Zeitlich konzentriert sich der Tourismus auf die für den Badetourismus attraktiven Monate relativer Trockenheit vom April bis September. Durch den Ausbau des vom Wetter unabhängigeren Kongresstourismus wird eine extreme Saisonalität des Tourismus verhindert: Im Dezember 2007 fand beispielsweise auf Nusa Dua die Weltklimakonferenz mit Tausenden von Regierungsvertretern und Beobachtern statt.
K. Vorlaufer
Graphiken





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Bestellung der Nassreisflächen mit dem traditionellen Bali-Rind
Die Bestellung der Nassreisflächen erfolgt häufig noch mit dem traditionellen Bali-Rind. Zunehmend wird es durch maschinenbetriebene Arbeitsgeräte ersetzt.
Foto: K. Vorlaufer, Bad Soden
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Muslimische Souvernirverkäuferin
Im Zuge der stürmischen touristischen Entwicklung auf Bali sind viele muslimische JavanerInnen in das hinduistische Bali zugewandert. Oft sind damit Spannungen mit den Einheimischen verbunden.
Foto: K. Vorlaufer, Bad Soden
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Strandrestaurant in Jimbaran
Oft unter Verdrängung der traditionellen Fischerei werden viele Strände jetzt touristisch genutzt.
Foto: K. Vorlaufer, Bad Soden
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Tägliche Opferungs- und spirituelle Reinigungsriten in einem Dorftempel
Der spezifische Hinduismus Balis prägt das kulturelle und soziale Leben der Balinesen und ist ein Attraktivitätsfaktor für Touristen.
Foto: K. Vorlaufer, Bad Soden
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Hochentwickeltes Bewässerungssystem
Am Oberlauf der Flüsse (hier am Ayung) wird ein Teil des Wassers in höher gelegene Kanäle geleitet, von denen aus die Bewässerung der tiefer gelegenen Nassreisfelder (sawahs) erfolgt.
Foto: K. Vorlaufer, Bad Soden
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