Ausländische Bevölkerung

Deutschland - Deutschland - Bevölkerung
978-3-14-100770-1 | Seite 69 | Abb. 3| Maßstab 1 : 7000000

Informationen

Das Kartenbild gibt einen Überblick über den Anteil und die räumliche Verteilung der ausländischen Bevölkerung in Deutschland. Das formale Kriterium der Nationalität kann das tatsächliche Ausmaß der Internationalisierung der deutschen Bevölkerung allerdings nur unzulänglich erfassen. Allein in den letzten 20 Jahren sind mehr als 3 Mio. deutschstämmige Aussiedler zugezogen, sodass sowohl die Bevölkerung mit Migrationshintergrund als auch diejenige Gruppe, aus der sich Bedarfsträger für Integrationsleistungen rekrutieren, weit umfangreicher ist, als aus der Karte zu ersehen ist. Der Überblick zeigt auch, dass die Jahrzehnte der deutschen Teilung noch auf lange Zeit ihre Spuren in der Bevölkerung hinterlassen werden.

Muster internationaler Wanderungen
Die räumliche Verteilung der Ausländer ist das Ergebnis eines langen, vorwiegend innereuropäischen Migrationsprozesses, der etwa Mitte der 1950er-Jahre begann und in Deutschland vor allem durch den akuten Arbeitskräftemangel in der Zeit des "Wirtschaftswunders" vorangetrieben wurde. Die Strukturmuster der europäischen Wanderungen haben viele Ursachen, die sowohl in den Herkunfts- als auch in den Zielnationen der jeweiligen Bevölkerungsgruppen zu suchen sind. Eine zentrale Rolle als Push- und Pull-Faktoren von Wanderungsbewegungen spielen Disparitäten ökonomischer und politischer Art. Daneben gibt es Präferenzen, die den jeweiligen historischen und kulturellen Beziehungen zwischen den Nationen entspringen, aber auch staatliche Regulative, die Wanderungsbewegungen begrenzen oder fördern können.
Determinanten der Verteilung ausländischer Mitbürger im Raum sind daher die Nähe oder Distanz zu ihren Herkunftsländern und die räumliche Verteilung von Arbeitsplätzen, die bevorzugt mit ausländischen Arbeitnehmern besetzt werden oder früher einmal besetzt wurden. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt überdies die Eigendynamik der räumlichen Konzentration, da die Existenz sozialer Netze im Einwanderungsland den Nachzug von Ausländern fördert.

Ausländer in Deutschland
Auffällig auf dem Kartenbild sind zunächst die enormen Unterschiede zwischen Ost und West. In den neuen Bundesländern ist der Ausländeranteil, von wenigen Ausnahmen wie Leipzig abgesehen, fast flächendeckend verschwindend gering; in den ländlich geprägten Peripherien mit geringer Wirtschaftsdynamik liegt er in vielen Regionen deutlich unter 1 Prozent. Berlin hingegen ist mit einem Ausländeranteil von 13,9 Prozent eine der traditionellen Hochburgen von Migranten, nicht zuletzt deshalb, weil sich dort im Laufe der letzten Jahrzehnte die größte türkische Bevölkerungsgruppe außerhalb der Türkei angesiedelt hat.
In Westdeutschland gibt es nur zwei Landkreise in Bayern und einen im äußersten Norden Schleswig-Holsteins, in denen der Ausländeranteil so gering ist, wie es in Ostdeutschland nahezu flächendeckend der Fall ist. Die Ballungsräume der ausländischen Bevölkerung finden sich hingegen in den Verdichtungsräumen im Süden und Westen, insbesondere in deren Kernstädten. Sie sind weitgehend identisch mit den ehemals stark industrialisierten Städten und Regionen, in denen in der Zeit des "Wirtschaftswunders" großer Mangel an Arbeitskräften herrschte, der damals durch den forcierten Zuzug sogenannter Gastarbeiter kompensiert wurde.
H. Bucher

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