Asien - Landwirtschaft

Asien - Asien - Landwirtschaft und Klima
978-3-14-100770-1 | Seite 142 | Abb. 1| Maßstab 1 : 36000000

Informationen

Asien ist nicht nur der größte, sondern, was seine Naturausstattung betrifft, auch der vielfältigste Kontinent der Erde. Sowohl horizontal als auch vertikal sind innerhalb Asiens alle Vegetationszonen der Erde vertreten. Seine Nord-Süd-Erstreckung reicht vom Äquator bis zum Nordpol. Letztendlich beruht die landwirtschaftliche Vielfalt Asiens auf diesen riesigen Ausmaßen.

Vegetationszonen und Bodennutzung
Die Landwirtschaft wird stark durch die Naturausstattung einer Landschaft bestimmt. Deshalb herrschen in den verschiedenen Vegetationszonen Asiens unterschiedliche Arten der Bodennutzung vor. Die Karte lässt die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft, Klima und Oberflächengestalt erkennen. Das Hochland von Tibet beispielsweise zählt zu den landwirtschaftlichen Ungunsträumen, da es, bedingt durch die hohe Lage und die umgebenden Gebirgszüge Himalaya und Kunlun Shan, eine Kältewüste ist.
Weite Teile Innerasiens, Vorderasiens und der Arabischen Halbinsel sind durch Oasen- und Bewässerungskulturen mit Baumwoll- und Dattelpalmenanbau geprägt. Auffällig sind insbesondere die Stromoasen an Flüssen wie Indus, Euphrat, Amudarja und Syrdarja.
Die trockeneren Teile Asiens werden über weite Strecken durch eine extensive Viehhaltung geprägt. Ursprünglich existierte hier ein weitverbreiteter Nomadismus. Heute ist diese Form der landwirtschaftlichen Nutzung aus sozialen, politischen und wirtschaftlichen Gründen in allen Staaten rückläufig.
Im nördlichen Sibirien dominiert die Holzwirtschaft. Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse erlauben von Westsibirien bis Kasachstan einen flächenhaften Getreideanbau, der sich nach Osten, auch aus Gründen der Oberflächengestalt, inselartig auflöst. Viehwirtschaft spielt nur in Kasachstan eine größere Rolle.
Große Teile Ostchinas können als beispielhaft für Räume Asiens mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung betrachtet werden. In den nördlichen Landesteilen, der Große Ebene und der Mandschurei, sind Weizen und Mais die wichtigsten Anbaufrüchte und Erdnüsse der wichtigste Öllieferant. Dominierende Anbaufrucht im Süden ist der Reis, ergänzt durch Zuckerrohr, Tee, Erdnüsse und Gemüse. Im Süden spielt in der Viehwirtschaft die Haltung der beim Reisanbau unentbehrlichen Wasserbüffeln eine bedeutende Rolle. Ansonsten ist die Schweinehaltung in der chinesischen Viehzucht dominierend.
Ähnlich vielgestaltig wie China ist der indische Subkontinent. Die ackerbauliche Nutzung steht hier in engem Zusammenhang mit dem jahreszeitlichen Gang der Niederschläge. Entlang des Himalayas zeigt sich ein hygrisch bedingter Ost-West-Gegensatz: Die Gesamtniederschläge nehmen von Osten nach Westen kontinuierlich ab. Deshalb wird im Osten überwiegend Reis, im Westen hingegen eher Weizen angebaut. Aufgrund der jahreszeitlichen Verteilung des Regens sind auch Bewässerungskulturen weit verbreitet. Hirse dominiert als Grundnahrungsmittel im trockeneren Süden Indiens: Hier ist lediglich an den durch Niederschläge begünstigten Küsten – vor allem im Westen – ebenfalls Reisanbau möglich. Kokospalmen und Erdnüsse sind die wichtigsten Fettlieferanten.
Für Bangladesch, eines der ärmsten Entwicklungsländer der Welt, hat der Anbau von Jute besondere Bedeutung: Beim Weltexport von Jute steht das Land an erster Stelle. Jute, eine drei bis vier Meter hohe schilfartige Pflanze, wird dort seit dem Ende des 19. Jahrhunderts angebaut. Etwa ein Drittel der Bevölkerung ist von der Jutewirtschaft abhängig. Eines der größten Hindernisse für die Landwirtschaft sind hier die vielen Überflutungen.

Umweltgefahren
Südostasien ist durch einen dramatisch abnehmenden Anteil tropischer Regenwälder gekennzeichnet. Über Jahrzehnte diente Holz als wichtiger Exportartikel; heute müssen die letzten Wälder vor allem den ausufernden Plantagen weichen, auf denen Palmöl für die boomenden Biokraftstoffe angebaut wird. Die Probleme der Nutzung oder Übernutzung der letzten Regenwälder durch den Menschen stellen sich in diesem Raum ähnlich wie in der Amazonasregion.
Ein zweites großes Umweltproblem ist heute die durch aufsteigendes Grundwasser verursachte Bodenversalzung in Bewässerungsgebieten, von der etwa 30 Prozent der Nutzflächen betroffen sind. Besonders krass zeigt sich dieses Phänomen am unteren Indus und in der Region um den Aralsee, dem einstmals viertgrößten See der Erde, der durch rigorosen Wasserentzug auf einen ökologisch toten Zwergsee in einer von Salz- und Staubstürmen heimgesuchten Wüstenlandschaft geschrumpft ist.
Ein drittes massives Umweltproblem ist die fortschreitende Desertifikation durch Ausblasung, Abschwemmung und Skelettierung, von der bereits große Teile Zentralasiens und weite Gebiete am Persischen Golf akut betroffen sind.
H. Schulze

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