Asien - Bevölkerung

Asien - Asien - Staaten und physische Übersicht
978-3-14-100800-5 | Seite 162 | Abb. 2| Maßstab 1 : 80000000

Überblick

Asien beherbergt mit 4,3 Mrd. Einwohnern so viele Menschen wie kein anderer Kontinent, sechs von zehn Bewohnern der Erde leben dort.

Eine besonders starke Bevölkerungskonzentration gibt es in dem breiten Streifen, der sich vom indischen Subkontinent über Südostasien, China und Korea bis Japan erstreckt (unterbrochen nur von den Hochgebirgsketten im Osten Chinas). Hier liegen die beiden bevölkerungsreichsten Staaten der Erde, die Volksrepublik China mit 1,394 Mrd. Einwohnern und Indien mit 1,267 Mrd. Einwohnern. Allein in diesen beiden Ländern konzentrieren sich etwa 36 Prozent der Erdbevölkerung. Gleich sieben asiatische Länder – China, Indien, Bangladesch, Indonesien, Russland, Pakistan und Japan – gehören zu den zehn bevölkerungsreichsten Staaten der Erde mit jeweils deutlich mehr als 100 Mio. Einwohnern (die nichtasiatischen Staaten darunter sind die USA, Brasilien und Nigeria auf den Plätzen drei, fünf und sieben).

Innerhalb Südostasiens tritt der agrarische Gunstraum Java mit den höchsten Bevölkerungsdichten hervor; besonders augenfällig ist hier der Unterschied zu den anderen Inseln Indonesiens. Die höchsten Raten beim jährlichen Bevölkerungswachstum werden hingegen in Westasien erreicht, namentlich auf dem Gebiet der Arabischen Halbinsel und in Afghanistan.

Siedlungszentren und Ungunstgebiete

In einem deutlichen Kontrast zu dem süd- und südostasiatischen Dichtegürtel stehen diejenigen Regionen des Kontinents, in denen die naturräumlichen Bedingungen, insbesondere klimatische Ungunst, in Verbindung mit der peripheren Lage eine dichte Besiedlung verhindert haben. Zu diesen Gebieten zählt das nur entlang einzelner Linien (Flüsse, Verkehrswege, Küsten) etwas dichter besiedelte Nordasien mit seinen Permafrostböden, die eine landwirtschaftliche Nutzung verhindern, aber auch das klimatisch benachteiligte und äußerst dünn besiedelte Zentralasien, überdies Teile der extrem trockenen Wüstengebiete in Mittelasien, Arabien und im Hochland des Iran. Allenfalls tritt hier eine punktuelle oder linienhafte Besiedlung auf, zumeist in der Nähe bedeutender Lagerstätten von Bodenschätzen, entlang großer Verkehrslinien wie der Transsibirischen Eisenbahn oder der Baikal-Amur-Magistrale, in vereinzelten Oasen oder in regional begrenzten Beckenlandschaften wie dem usbekischen Ferganabecken.

Im insgesamt dünn besiedelten Vorderen Orient lassen sich höhere Dichtewerte vor allem in den Küstengebieten des Persischen Golfs, des Kaspischen Meers und des Roten Meers sowie an großen Flüssen wie Euphrat und Tigris erkennen.

Das mit zusammenhängenden tropischen Regenwäldern bedeckte Landesinnere des kontinentalen Südostasiens (Mekong) und der großen Inseln, vor allem Borneos, wird zunehmend erschlossen und besiedelt. In diesen Gebieten steigt die Bevölkerungsdichte.

In Süd- und Ostasien fällt die Konzentration großer Metropolen auf. Im Ranking der größten Agglomerationen der Welt 2014 wurden die vorderen Plätze von Metropolregionen in Asien belegt. Darunter sind Tokio, Jakarta, Delhi, Seoul, Mumbai, Manila und Shanghai. Alle genannten Städte – und noch viele andere in der gesamten Region – haben ihre Einwohnerzahlen in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten, und manchmal sogar noch schneller, um das Doppelte oder mehr gesteigert.

Ursache dieses explosiven Wachstums war vor allem der große Migrationsstrom unserer Zeit, die Land-Stadt-Wanderung. Diese Art der Binnenwanderung führte und führt, da sie überwiegend unkontrolliert verläuft, zu Erscheinungen, die sich in Indien, Pakistan und Bangladesch, aber auch in anderen Ländern zeigen. Viele Menschen leben dort in Slums. Allein in Kalkutta mit seinen ca. 4,5 Mio. Einwohnern – in der gesamten Agglomeration leben etwa 14,1 Mio. Menschen – betrifft dies nach Schätzungen etwa ein Drittel der Stadtbevölkerung. Die Slums befinden sich nicht mehr nur am Rande der Städte, sondern zunehmend auch in den Zentren.

Wachstumsprognosen und Entwicklungsprobleme

Ost- und Südostasien gehören zu den wirtschaftlichen Wachstumszonen der Erde (vgl. 186/187, 190/191, 196/197).

China beispielsweise, in den 1980er-Jahren in vielerlei Hinsicht noch ein unterentwickeltes Land, hat ab Beginn der 1990er-Jahre eine enorme ökonomische Entwicklung mit weit überdurchschnittlichen Wachstumsraten erlebt. Inzwischen gilt das Land als zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde. Überdies gilt China seit einigen Jahren als größte Exportnation der Welt. Durch die Ein-Kind-Politik, die 1979 eingeführt wurde, hat China sein explosionsartiges Bevölkerungswachstum erfolgreich bremsen können. Um 2028 wird das Land seinen Status als bevölkerungsreichster Staat der Erde nach UN-Schätzungen an Indien verlieren (s. 282.1). Zunehmend machen sich Probleme einer Überalterung der Bevölkerung bemerkbar. 2013 hat die Regierung in Peking daher die Ein-Kind-Politik gelockert und eine weitere Liberalisierung der Familienplanung in Aussicht gestellt. Vergleichbare Probleme hinsichtlich der Überalterung hat gegenwärtig Japan.

Indien hat seit Beginn der 1990er-Jahre ein nicht ganz so beachtliches ökonomisches Wachstum verzeichnet, zählt aber dennoch nach wie vor zu den am stärksten expandierenden Volkswirtschaften der Erde. Das Land verzeichnet mit seiner sehr jungen Bevölkerung den derzeit absoluten höchsten Bevölkerungszuwachs weltweit, und dieser Trend wird sich nach aktuellen Schätzungen auch in den nächsten Jahren kaum abschwächen. Der Grund dafür ist aber nicht eine hohe Geburtenrate – mit 20 Geburten pro 1000 Einwohner entsprach sie 2013 etwa dem Weltdurchschnitt –, entscheidend sind eine deutlich erhöhte Lebenserwartung und die sehr junge Bevölkerung mit einer großen potenziellen Elterngeneration.

In fast allen Ländern Asiens gibt es einen erheblichen Anteil von Menschen, die in Armut leben und an chronischer Unterernährung leiden. Nicht nur die extrem bevölkerungsreichen Länder wie Indien oder China stehen vor der Herausforderung, alljährlich vielen Millionen Menschen in einem ausreichenden Maße den Zugang zu Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung, Wohnraum, Bildung und Arbeitsmöglichkeiten zu ermöglichen. Am größten sind diese Probleme in Ländern mit niedrigem Entwicklungsstand, zum Beispiel Bangladesch, Pakistan, Nepal und Afghanistan (s. HDI, 274.1). Eine Sonderstellung in Asien nehmen Russland und Georgien ein, deren Bevölkerung zurückgeht.

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