Antarktis - Hoheitsansprüche/Forschung

Erde - Polargebiete
978-3-14-100800-5 | Seite 239 | Abb. 6| Maßstab 1 : 72000000

Überblick

Die Karte zeigt eine Darstellung der sektorenförmigen Hoheitsansprüche von Staaten in der Antarktis. Darunter sind zum einen Anlieger (wie Chile, Argentinien und Australien), zum anderen Länder, die ihre Ansprüche mit frühen Entdeckungs- und Forschungsreisen (wie Norwegen als Heimat von Roald Amundsen) bzw. mit Besitzergreifungen im 19. Jahrhundert begründen (wie Großbritannien, das 1819 die Shetland-Inseln dem Vereinigten Königreich einverleibte). Bislang nicht beansprucht ist lediglich Marie-Byrd-Land.

Im Antarktisvertrag von 1959 haben sich zwölf Unterzeichnerstaaten auf eine Zurückstellung ihrer territorialen Gebietsansprüche zugunsten einer international kooperativen, friedlichen Erforschung des Kontinents unter Wahrung seiner sensiblen Natur geeinigt. Großbritannien hat im Oktober 2007 seine Seegebietsansprüche im Bereich der Antarktischen Halbinsel und des Wedellmeeres bei der UN-Kommission erneuert. Man rechnet dort mit umfangreichen Offshore-Öl-Vorkommen und weiteren Bodenschätzen.

Die ersten Entdecker

James Cook fuhr auf seiner zweiten Reise von 1772 bis 1775 als erster Entdecker über den südlichen Polarkreis hinaus und erreichte im pazifischen Sektor den 71. Breitengrad. Er umfuhr den Kontinent und sah eisbedeckte Küsten, ohne sie aber als Rand von Antarktika zu erkennen. An dieser Reise nahmen auch die deutschen Naturforscher Reinhold und Georg Forster teil.

Um den Magnetpol zu erforschen, rüsteten im 19. Jahrhundert verschiedene Seefahrtnationen Expeditionen aus. Der Engländer Smith entdeckte 1819 die Südshetlandinseln. Bellingshausen, ein baltischer Deutscher in russischen Diensten, entdeckte als erster Forscher sicher Festland südlich des Polarkreises (an der Westküste der Antarktischen Halbinsel). Dort traf Bellingshausen 1821 auf das Schiff des Amerikaners Palmer, der die Gewässer für den Wal- und Robbenfang erkundete. Der Franzose Dumont d‘Urville und andere erreichten 1840 die Küste der Ostantarktis in der Nähe des Magnetpols und nannten das Land Adelieland.

Die Expedition von Shackleton war 1909 nur noch 180 Kilometer vom Südpol entfernt, als sie zum Umkehren gezwungen war. Der Südpol wurde das erste Mal im Südsommer 1911/1912 in einem tragischen, zugleich heroischen Wettlauf zwischen dem Norweger Roald Amundsen und dem Engländer Robert Scott erreicht. Scott traf nur vier Wochen nach Amundsen am Südpol ein, er kam auf dem Rückweg mit seinen Gefährten um. Nach beiden Forschern ist die heutige amerikanische Südpolstation benannt. Fuchs und Hillary gelang mit einer englischen Expedition auf Raupenschneefahrzeugen 1957/58 die erste Durchquerung des Kontinents. Ihre Route führte vom Weddellmeer über den Südpol zum Rossmeer. Eine andere Route nahm die Internationale Transarktische Expedition 1989/90. Sie führte von der Antarktischen Halbinsel über den Südpol zur Station Mirny im australischen Sektor.

Historische deutsche Antarktis-Expedition

Der deutsche Kapitän Dallmann hatte bereits 1873/74 den Bereich der Antarktischen Halbinsel erkundet. Er verfolgte wirtschaftliche Interessen. Georg von Neumayer, der erste Leiter der deutschen Seewarte in Hamburg, wies in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts immer wieder auf die Bedeutung einer international koordinierten Antarktisforschung hin und forderte eine deutsche Beteiligung. Auf ihn geht das erste Internationale Polarjahr 1882/83 zurück. Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zur ersten wissenschaftlichen deutschen Antarktisexpedition. Der deutsche Geograph Drygalski fuhr zwischen 1901 und 1903 mit dem Schiff Gauß zur Ostantarktis. Der Offizier und Forschungsreisende Filchner fror bei seiner Expedition 1911/12 mit dem Schiff Deutschland im Packeis des Weddellmeeres ein. Kapitän Ritscher führte mit dem Schiff Schwabenland 1938/39 eine Expedition zum Rand der Ostantarktis im Atlantischen Sektor durch. Durch umfangreiche, erstmals in der Antarktis eingesetzte Luftbildflüge wurden die Nunatakker-Gebirge Neuschwabenlands erkundet.

Die moderne Erforschung

Insgesamt werden gegenwärtig mehr als 85 Ganzjahresstationen von rund 30 verschiedenen Staaten betrieben, darunter Deutschland. Die von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe seit 1979/80 durchgeführten Expeditionen zu den Gebirgen am Westrand des Rossmeeres im pazifischen Sektor führen vielfältige geologisch-geophysikalische Forschungen durch. Mit Gondwana und Lily Marleen wurden hier zwei kleine Sommerstationen errichtet.

Die vom 1980 gegründeten Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven koordinierten interdisziplinären Forschungsprogramme stützen sich vor allem auf das 1982 in Dienst gestellte Forschungsschiff Polarstern und die 1981 auf dem Ekströmschelfeis vor Neuschwabenland errichtete Ganzjahresstation Neumayer III. Sie wird durch die Sommerstation Filchner auf dem Filchner-Ronne-Schelfeis ergänzt, die glaziologischen und Schelfeisforschungen dient. 500 Kilometer landeinwärts von der Station Neumayer III liegt die Sommerstation Kohnen. Dort werden Eisbohrkerne gewonnen, aus den die Klimageschichte rekonstruiert wird.

Seit 1994 betreibt Deutschland zusammen mit den Niederlanden und Argentinien die biologisch ausgerichtete Sommerstation Dallman nahe der Antarktischen Halbinsel.

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