Alpentransit - Schienengütertransport

Deutschland - Alpen - Tourismus und Umwelt
978-3-14-100384-0 | Seite 54 | Abb. 2

Überblick

Im alpenquerenden Transitverkehr hat das Transportvolumen in den letzten Jahren – vor allem infolge der EU-Integration – stark zugenommen. In der Schweiz beispielsweise hat das Frachtaufkommen im Straßengüterverkehr seit 2000 um mehr als die Hälfte zugenommen, im Schienenverkehr sind die Zuwächse geringer, erreichen aber auch rund 15 Prozent. Die Hauptlast des Verkehrsaufkommens tragen die Verbindungen zwischen den großen wirtschaftlichen Zentren, etwa von Mailand über Bergamo und Verona bis an den Golf von Venedig, von Mailand über Bologna und Florenz Richtung Süden (Rom) oder von Stuttgart über München und Wien nach Bratislava. Weitere wichtige Trassen sind unter anderem die Route von Florenz über Genua nach Nizza und Marseille, die Gotthardroute von Basel in Richtung Mailand und die Brennerroute von München über Innsbruck nach Verona. Wie das Diagramm in der Karte zeigt, müssen Österreich und die Schweiz den größten Teil des alpenquerenden Transitverkehrs bewältigen. Weil der Ausbau der Verkehrswege in beiden Ländern nur unter hohen Kosten und unter Kompromissen (Umweltschäden, Belastung der Bevölkerung) zu erreichen wäre, haben Maßnahmen zur Verkehrsreduzierung, zur Verlagerung des Transports auf die Schienen und zum Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs in beiden Ländern hohen Stellenwert. Nicht zufällig ist der Anteil der umweltfreundlichen Bahn am gesamten Güterverkehr in der Schweiz mit Abstand am größten, in Frankreich dagegen am kleinsten. Die wichtigste Verkehrsachse ist heute der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel, der 2016 als längster Eisenbahntunnel der Welt eröffnet wurde. Hier sollen künftig pro Tag rund 250 Züge die Alpen unterqueren, bei einer Transportleistung im Güterverkehr von 40 Mio. Tonnen pro Jahr, was etwa dem gegenwärtigen Aufkommen zwischen Mailand und Bologna entspricht. Überdies benötigen die Züge für die Strecke Zürich – Mailand derzeit nur noch 3,5 Stunden, in Zukunft werden es sogar nur noch 2,5 Stunden sein. Ein wichtiges Verkehrsprojekt in Österreich ist der 27 Kilometer lange Semmering-Basistunnel südlich von Wien, der die Fahrzeit auf der Strecke Wien – Graz drastisch verkürzen, aber auch die Kapazitäten deutlich erweitern wird; seine Fertigstellung ist für 2026 geplant. Ein weiteres Großprojekt wird Kärnten durch Tunnel und Neubautrassen an die Fernstrecke Wien – Graz – Maribor anbinden.

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