Al-Hasa - Wandel einer Quelloase

Asien - Naher und Mittlerer Osten - Siedlungsentwicklung
978-3-14-100800-5 | Seite 181 | Abb. 6| Maßstab 1 : 400000

Überblick

Von der großen Landfläche Saudi-Arabiens, rund zwei Millionen Quadratkilometer bzw. das Sechsfache Deutschlands, kann nur etwa ein Prozent landwirtschaftlich genutzt werden, der Rest ist Wüste. Siedlungen und Landwirtschaft sind deshalb an das Vorkommen von Wasser in Oasen gebunden.

Die rund 16 000 Hektar große Oase Al-Hasa liegt etwa 100 Kilometer von der Küste des Persischen Golfs entfernt im Osten Saudi-Arabiens. Sie ist eine der größten und ältesten Oasen des Mittleren Ostens; ihre Besiedlung und Nutzung reicht bis in die Antike zurück. Al-Hasa besteht aus mehreren Städten und Gemeinden mit den Hauptzentren Al-Hufuf (660 000 Einwohner), einer Universitätsstadt, und Al-Mubarraz (290 000 Einwohner). Die Oase wird von insgesamt 1,1 Millionen Menschen bewohnt (Stand 2010). Die bedeutendsten Wirtschaftszweige in der Region sind die Erdölförderung (s. 176/177) und die Landwirtschaft, in der wiederum Dauerkulturen von Dattelpalmen eine besonders wichtige Rolle spielen. Der Vergleich der bebauten Flächen und der Einwohnerzahlen 1972 und 2012 zeigt das rasante Bevölkerungs- und Siedlungswachstum.

Naturraum und Landnutzung

Die Böden der Oase sind nur geringmächtig. Sie können hohe Lehm- und Tonanteile aufweisen, sind aber oft von Sandschichten überdeckt. Die Grundlage der Wasserversorgung bilden mehrere Wasser führende Gesteinsschichten. Ursprünglich trat das Wasser aus etwa 30 artesischen Brunnen selbstständig an die Erdoberfläche. Der Grundwasserspiegel ist jedoch in den letzten Jahrzehnten stark gesunken. Heute wird das kostbare Nass zunehmend aus Brunnen, die in immer größere Tiefen reichen, nach oben gepumpt; die Schüttung der Quellen ist rückläufig.

Al-Hasa liegt in der Zone der ganzjährig warmen und trockenen Subtropen. Die Temperaturschwankungen sowohl im Jahres- als auch im Tagesverlauf sind erheblich. Die mittlere Temperatur im Dezember liegt bei 15 °C, im August jedoch bei weit über 30 °C. Im Sommer sind in Bodennähe tagsüber Temperaturen von 50 °C keine Seltenheit. Die Niederschläge fallen im Winter und erreichen lediglich 70 Millimeter pro Jahr. Aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung liegt die potenzielle Evaporation sehr hoch, sodass ein Wasserdefizit besteht. Die geringen Niederschläge führen dazu, dass sich die in historischen Zeiträumen gebildeten Grundwasservorkommen selbst bei einer geringen Wasserentnahme, die etwa den natürlichen Quellausschüttungen entspricht, nicht vollständig erneuern können. Die Wassernutzung aus diesen Vorkommen ist daher nur zeitlich begrenzt für einige Jahrzehnte möglich.

Dattelpalmen sind in der Oase die wichtigste Dauerkultur; derzeit gibt es rund 2,5 Mio. Bäume in Al-Hasa. Daneben werden verschiedene Zitrusfrüchte wie Orangen und Limetten sowie Jujube, eine salzresistente Obstart aus Indien, angepflanzt. Neben Dattelpalmen und Obst werden vor allem Reis und Futterpflanzen wie Luzerne, in jüngster Zeit zunehmend auch Gemüse und Weizen angebaut. Große Bedeutung haben auch die Milchproduktion, die Erzeugung von Schaf-, Rinder- und Geflügelfleisch und die Verarbeitung der Datteln.

Zum Schutz vor Desertifikation wurden die Randbereiche der Oase bei Al-Kilabiya und Al-Umran mit Tamarisken, einer sehr trocken- und salzresistenten Baumart, bepflanzt. Die Eisenbahntrasse und einige Straßen werden durch Auftragen von Kunstharz auf die Randstreifen vor Übersandung geschützt.

Die Bewirtschaftung der Wasserressourcen

Mit der Errichtung ausgedehnter Be- und Entwässerungsanlagen wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren begonnen. Die Be- und Entwässerungskanäle haben eine Länge von etwa 1500 Kilometern. Die Entwässerungskanäle münden in Verdunstungsseen, die am Ostrand der Oase in ehemaligen Trockentälern, sogenannten Wadis, angelegt wurden. Ohne Entwässerung würde das Quellwasser nicht ablaufen können, die Folgen wären Sumpfbildung und eine rasche Bodenversalzung. Entlang der Kanäle und Seen breiten sich dichte Bestände von Schilfrohr aus, die vogelreichen Seengebiete sind heute beliebte Jagdreviere.

Aufgrund der intensiven Wassernutzung sinkt der Grundwasserspiegel seit etwa 1980 stark. Daraus ergeben sich zunehmend Probleme für die landwirtschaftliche Produktion durch Wassermangel und Bodenversalzung (s. 141.3). Daher werden nicht zeitgemäße Bewässerungsmethoden wie das traditionelle Anstauverfahren durch moderne Techniken wie Kreisberegnung oder Mikro- bzw. Tropfbewässerung (s. 141.4) ersetzt. Früher versumpfte Flächen dienen als landwirtschaftliche Reserveflächen. Um die Nutzung der noch bestehenden Grundwasservorkommen nachhaltiger zu gestalten, wird von Experten ein integriertes Wassermanagement gefordert.

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