Afrika - Wirtschaft

Afrika - Afrika - Wirtschaft
978-3-14-100803-6 | Seite 153 | Abb. 5| Maßstab 1 : 36000000

Überblick

In Afrika gibt es kein Wirtschaftszentrum von globaler Bedeutung. Zu den kontinental bedeutenden Zentren zählen Kairo, Nairobi und Johannesburg/Pretoria, aber auch Accra, Lagos und Algier. Diesen wirtschaftlichen Zentren stehen weite Teile des Kontinents gegenüber, die von der Globalisierung bislang noch wenig erfasst sind. Allerdings befinden sich viele Länder stark im Umbruch. Auf der Liste der zehn am schnellsten wachsenden Ökonomien weltweit im Zeitraum 2001 bis 2010 waren sechs afrikanische Staaten verzeichnet, darunter Angola (Platz 1), Nigeria, Äthiopien, Tschad, Mosambik und Ruanda. Im Zeitraum 2011 bis 215 werden nach aktuellen Prognosen sieben afrikanische Länder auf dieser Liste vertreten sein.

Dicht besiedelte Regionen mit höherem Bergbau-, Industrie- und Dienstleistungsanteil existieren in Afrika nur inselhaft. Viele Verdichtungsräume sind an Lagerstätten von Rohstoffen, historische Herrschaftszentren und kolonialzeitliche Hauptstädte gebunden.

Dass große Teile der Bevölkerung vom informellen Beschäftigungssektor leben, kann die Karte nicht darstellen. Für die Masse der Armen ist die informelle Wirtschaft „Überlebensökonomie“, für große Teile der Eliten ist sie hingegen eine Quelle immensen Reichtums, nicht zuletzt durch illegale Aktivitäten im Handel mit Rohstoffen, Diamanten oder Waffen.

Zu den ländlich geprägten Kulturlandschaften

Das landwirtschaftliche Kulturland Afrikas umfasst im Wesentlichen die Gebiete entlang der Mittelmeerküste und des Nils, Westafrika zwischen dem Senegal und Zentralafrika, das Hochland von Äthiopien, einen breiten Streifen an der Ostseite des Kontinents zwischen Uganda und Südafrika sowie Teile der Atlantikküste im Südwesten (Kongo, Angola). Es dominiert vielerorts eine kleinbäuerliche Landwirtschaft (s. 150.3). Allerdings wird in den letzten Jahren – nicht zuletzt durch ausländische Investitionen – eine industrialisierte Landwirtschaft vorangetrieben, die Genussmittel wie Kakao und Kaffee, Blumen, Getreide, aber auch Zuckerrohr und Ölpalmen in großem Maßstab für die ausländischen Märkte erzeugt (s. 150.2). Zu einem großen Problem hat sich vor allem das „Land Grabbing“ entwickelt, die Aneignung großer Anbauflächen durch fremde Staaten und ausländische Großkonzerne, wie in der Demokratischen Republik Kongo, in Äthiopien und Sudan.

Zu den naturnahen Landschaften mit geringer wirtschaftlicher Nutzung zählen die ausgedehnten Trockenregionen vor allem im Nordteil des Kontinents. Dort breiten sich Wüsten aus, an deren Rändern extensive Viehhaltung, teilweise mit halbnomadischen Lebensformen, möglich ist. Ausnahmen bilden in diesen Gebieten Standorte, an denen Oasenwirtschaft (s. 150.1) oder Bewässerungsgebiete möglich sind. Einige Naturlandschaften sind international bedeutende Fremdenverkehrsregionen (z. B. Krüger-Nationalpark in Südafrika, Okavango-Binnendelta in Botsuana (vgl. 150.4), Serengeti-Nationalpark in Tansania). Weitere international bedeutende Tourismusstandorte befinden sich in Nordafrika an den Küsten und an Stätten des Weltkulturerbes (Niltal, Karthago usw.). Der Tourismus gilt in vielen Ländern als wichtige „Wachstumsindustrie“.

Zu den Bergbauregionen

Afrika ist außergewöhnlich reich an Bodenschätzen. Folgende regionale Schwerpunkte mit Bedeutung für den Weltmarkt lassen sich unterscheiden (s. a. 158/159, 160/161):

• die stark expandierenden „Energieregionen“ in Nord-, West- und Zentralafrika (Erdöl, Erdgas, sowie Südafrika (Steinkohle, Uran),

• die „Metall- und Mineralregionen“ im Süden und Südosten des Kontinents sowie in Zentralafrika (Eisenerz, Stahlveredler, Kupfer, Blei, Zink, Zinn, Edelmetalle, Edelsteine).

Die bergbaulichen Ressourcen waren ein Hauptgrund für die koloniale Erschließung Afrikas im 19. Jahrhundert. Infolge des Bergbaus entstanden städtische Agglomerationen. Die Verkehrslinien sind auf die Bergbauzentren ausgerichtet. Heute sind die Bodenschätze für viele Länder Afrikas das wichtigste Exportgut, aber zugleich auch ein „Fluch“, weil der Streit um den Zugang zu ihnen zu den entscheidenden Ursachen für schlechte Regierungsführung, Korruption, kriminelle Geschäftspraktiken, weiträumige Umweltzerstörung und bewaffnete Konflikte zählt.

Industrie- und Dienstleistungszentren

Die Verteilung der Industrien zeigt, dass es zahlreiche Küstenstandorte, aber nur wenige Standorte im Binnenland gibt. Die Küstenstädte liegen besonders verkehrsgünstig auch in Hinblick auf den immer bedeutsamer werdenden Weltmarkt (Export, Import), bei Industriestandorten im Inland (wie Nairobi oder Johannesburg) sind die Nähe zu Rohstoffvorkommen bzw. zur jeweiligen Hauptstadt wichtige Faktoren.

An vergleichsweise vielen Standorten gibt es Leichtindustrie, dazu zählen die Textil-, Bekleidungs- und Lederverarbeitung, die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie die Produktion von anderen Konsumgütern. Die industrielle Fischverarbeitung geschieht vorwiegend für den Export; der regionale Fischverzehr wird vor allem aus Flüssen und Seen gedeckt.

Zur Schwerindustrie zählen zum Beispiel die Erdölraffinerien. Sie beliefern den Binnenmarkt oder die Region, in Nordafrika sind sie auf den Export nach Europa ausgerichtet. Die chemische und kunststoffverarbeitende Industrie existiert vor allem in Form von Großanlagen der Kunstdüngerindustrie bzw. in Gestalt mittlerer und kleiner Unternehmen, die Farben und Lacke, pharmazeutische Produkte oder Kunststoffprodukte herstellen. Auch bei den metallverarbeitenden Betrieben handelt es sich zumeist um kleine und mittlere Unternehmen, die für den lokalen bzw. regionalen Markt produzieren. Branchen von Hightech-Industrien sind nur an wenigen Standorten vertreten (wie Kapstadt).

Die wenigen ausgesprochenen Dienstleistungszentren Afrikas zeigen eine Orientierung auf Politik, Kultur, Bildung und Medien. Finanzzentren wie Johannesburg und Lagos oder Schwerpunkte unternehmensnaher Dienstleistungen wie Accra sind Ausnahmen. Mauritius gilt als Steueroase, es gibt dort gegenwärtig rund 10 000 Offshore-Firmen.

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