Afrika - Wirtschaft (Übersicht)

Afrika - Afrika - Wirtschaft
978-3-14-100770-1 | Seite 178 | Abb. 1| Maßstab 1 : 36000000

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Dicht besiedelte Regionen mit höherem Bergbau-, Industrie- und Dienstleistungsanteil kommen in Afrika nur inselhaft vor. Sie sind gebunden an die Lagerstätten des Bergbaus, an historische Herrschaftszentren und kolonialzeitliche Hauptstädte. Dass große Teile der Bevölkerung in Afrika vom informellen Sektor leben, kann die Karte nicht darstellen. Für die Masse der Armen ist er "Überlebensökonomie", für große Teile der politisch-militärisch-wirtschaftlichen "Elite" und einiger Minderheiten eine Quelle immensen Reichtums, auch durch illegale Aktivitäten (Diamanten-, Waffenhandel und Geldwäsche.)
Global bedeutende Wirtschaftszentren gibt es in Afrika nicht. Weite Teile des Kontinents sind von der Globalisierung bislang kaum erfasst. Kontinental bedeutende Wirtschaftszentren sind Kairo, Johannesburg/Pretoria. Die meisten städtischen Zentren in Afrika sind politisch-kulturelle Zentren von regionaler bis nationaler Bedeutung.

Zu den ländlich geprägten Kulturlandschaften
Das landwirtschaftliche Kulturland spiegelt die Verdichtungsgebiete der Bevölkerung wider. Es handelt sich um Kernräume historischer afrikanischer Staaten bzw. um kolonialzeitlich erschlossene Küsten- und Tieflandgebiete mit starker Zuwanderung. Allgemein dominiert kleinbäuerliche marktorientierte Landwirtschaft. In den Küstenregionen Afrikas sowie auf den Binnenhochländern von Ost- und Südafrika kommt Plantagenwirtschaft hinzu. Es gibt daneben riesige naturnahe Landschaften und Gebiete wirtschaftlich geringer Nutzung. In den Trockengebieten von Nord-, West- und Ostafrika dominieren Halbnomadismus ("Trockengürtel der Alten Welt"), eine dynamische Oasenwirtschaft (auch Stromoasen an Nil und Senegal) und Groß-Bewässerungsgebiete (Niger in Mali, Gesira in Sudan), im südlichen Afrika moderne Farm- und Ranchwirtschaft und Bewässerungskulturen. In den Regenwaldgebieten Zentralafrikas gibt es Reste von Wildbeuterkultur (Jäger und Sammler), die aber durch die Holzwirtschaft bedroht sind. Einige der naturnahen Kulturlandschaften sind Schwerpunkte international bedeutender Fremdenverkehrsregionen (zum Beispiel in Südafrika: Krüger-Nationalpark, in Ostafrika: Serengeti-Nationalpark). Weitere international bedeutende Tourismusstandorte befinden sich in Nordafrika an den Küsten und an Stätten des Weltkulturerbes (Niltal).

Zu den Bergbauregionen
Afrika ist bis heute ein "Bergbaukontinent". Folgende Regionen mit Bedeutung für den Weltmarkt lassen sich unterscheiden:
• die stark expandierenden "Energieregionen" in Nord-, West- und Zentralafrika (Erdöl, Erdgas, zum Teil mit Offshoreförderung) sowie Südafrika (Steinkohle, Uran),
• die "Edelmetallregionen" in Südafrika (Gold, Platin) und in Westafrika (Gold),
• die "Diamantregionen" in Süd-, Zentral- und Westafrika (in der Karte unter der Signatur "M" wie Mineralien),
• die "Metallregionen" Süd- und Zentralafrikas.
Die bergbaulichen Ressourcen waren eine der Hauptursachen für die koloniale Erschließung Afrikas im 19. Jahrhundert und seine bis heute andauernde Ausbeutung durch transnationale Konzerne. Zugleich stellen Bergbauprodukte in zahlreichen Ländern Afrikas das wertmäßig wichtigste Exportgut dar.
nfolge des Bergbaus entstanden städtische Agglomerationen in Süd- und Zentralafrika; Verkehrslinien sind auf die Bergbauzentren ausgerichtet. Der Bergbau schafft Arbeit (Arbeiterwanderung) und Wohlstand, meist für die überseeischen Eigner, vor Ort hinterlässt er schwere Umweltschäden und soziale Probleme. Politikwissenschaftler und Friedensinitiativen sprechen heute mit Recht von "Blutdiamanten", da die Kriege in Zentral- und Westafrika auch mit dem Kampf um die "Rohstoffquellen" zu erklären sind und ohne die Einnahmen aus der Vergabe der Abbaurechte und den illegalen Verkauf der Rohstoffe nicht zu führen wären.

Die Industriezentren
Die Verteilung von Industriestandorten zeigt zwei Standorttypen: zahlreiche Küstenstandorte, wenige Standorte im Binnenland. Die Küstenstädte knüpfen an kolonialzeitliche Gewerbebetriebe für den Export und den Binnenmarkt an, die Binnenstandorte wie in Ost- und Südafrika beliefern Bevölkerungs- und Kaufkraftballungen sowie Bergbauunternehmen im Binnenland.
An vergleichsweise zahlreichen Standorten findet sich die Leichtindustrie: Textil-, Bekleidungs- und Leder-Branche, die typische "Dritte-Welt"-Produkte für Export und Binnenmarkt herstellt; Nahrungs- und Genussmittelerzeugung für den Binnenmarkt (z. B. Mehl, Fette, Getränke, Zigaretten). Die industrielle Fischverarbeitung geschieht vorwiegend für den Export; der Fischverzehr in Westafrika wird aus Flüssen, Seen/Stausseen und über Importe (Stockfisch aus Norwegen) gedeckt.
Zur Schwerindustrie zählen die Erdölraffinerien. Sie beliefern den Binnenmarkt oder die Region, in Nordafrika sind sie auf den Export nach Europa orientiert. Bei der Chemie und der Kunststoffverarbeitung handelt es sich zum einen um export- und binnenmarktorientierte Großanlagen der Kunstdüngerindustrie, meist aber um mittlere und kleine Unternehmen für die Herstellung von Farben und Lacken, pharmazeutischen Produkten, Kunststoffrohren.
Unter den metallverarbeitenden Betrieben darf man sich vielerorts nicht Unternehmen von europäischem Zuschnitt vorzustellen, es sind vielmehr kleine bis mittlere Unternehmen, die für den lokalen bzw. regionalen Markt arbeiten (vor allem im Metallbau).
Es fällt auf, dass die wichtige Branchen der Hightechindustrie nur in Südafrika vorkommt.
Verteilung (zahlreiche "industrielose Länder") und sektorale Gliederung der Industrie zeigen, dass Afrika im globalen Vergleich, aber auch im Vergleich mit "Entwicklungsregionen" wie Südamerika und Asien, eine sehr geringe Industrialisierung aufweist. Der Bedarf der Bevölkerung mit sehr geringer Kaufkraft wird weitgehend durch Produkte des informellen Sektors (Handwerk) oder geschmuggelte Importwaren gedeckt. Der Tourismus wird in zahlreichen Ländern als die wichtigste "Wachstumsindustrie" betrachtet.
B. Wiese

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