Afrika südlicher Teil - Wirtschaft

Afrika - Afrika südlicher Teil - Wirtschaft
978-3-14-100803-6 | Seite 160 | Abb. 1| Maßstab 1 : 16000000

Überblick

Ähnlich wie im nördlichen Afrika spielen Industrie und Dienstleistungen nur an relativ wenigen Standorten eine wichtige Rolle. Die Karte zeigt räumliche Schwerpunkte einzig für die großen Städte und Agglomerationen Südafrikas. Großflächig bestimmen Landwirtschaft und Bergbau die Wirtschaftsstrukturen. Auffällig ist ein schmales Band mit Bergbaustandorten 
(Metallerze, Kohle, Edelsteine), das vom südlichen Zentralafrika bis nach Südafrika reicht. Es wird durch ein weiteres Band mit Erdölförderung an der Atlantikküste ergänzt.

Im Gegensatz zu diesen Räumen stehen die Regenwälder, die ausgedehnten Feucht- und Trockensavannen Zentral- und Ostafrikas – Schwerpunkte der Landwirtschaft im Süden Afrikas – und die Halbwüsten und Wüsten im Nordosten und Südwesten. Es zeigt sich, dass die Landwirtschaftsregionen im Süden des Kontinents sehr ungleich verteilt sind und es ausgedehnte naturnahe Räume gibt.

Bergbau und Industrie

Die Anzahl und Größe der Symbole für Bodenschätze, Industriebetriebe und Anlagen für die Energieproduktion macht die wirtschaftliche Bedeutung des Bergbaus in der Region zwischen dem südlichen Kongo und dem Kap der Guten Hoffnung deutlich. Sambia und die Republik Kongo gehören zu den international bedeutenden Produzenten von Kupfer.

Simbabwe verfügt über eine breite Palette von Bergbauprodukten. Botsuana ist in den 1990er-Jahren zum weltweit zweitgrößten Lieferanten von Naturdiamanten aufgestiegen (nach Russland). Trotz bedeutender Nickel-, Kohle- und Kupfervorkommen sorgen die Edelsteine für rund 70 Prozent der Exporterlöse. Auch in Namibia ist die Förderung von Diamanten bedeutsam, daneben werden Gold und Silber, Uran, Kupfer, Blei und Zink gewonnen. Angola einschließlich seiner Exklave Cabinda gehört wie Gabun zu den führenden Erdölproduzenten Afrikas.

Alle diese Staaten werden hinsichtlich der Vielfalt, der weltwirtschaftlichen Bedeutung und der Reserven ihrer Bodenschätze allerdings von Südafrika übertroffen. Das am stärksten industrialisierte Land des Kontinents verfügt über einen ungewöhnlich hohen Reichtum von mehr als fünf Dutzend verschiedenen mineralischen Rohstoffen, darunter Diamanten, Steinkohle, Uran und diverse Metall- und Edelmetallerze. Die Sonderstellung der Industrie innerhalb Afrikas zeigt sich zum Beispiel darin, dass die einzigen Pkw- und Lkw-Werke des Volkswagen-Konzerns in Afrika in Südafrika liegen (s. 37.6).

Die Landwirtschaft des Landes ist dank vergleichsweise günstiger naturräumlicher Bedingungen und künstlicher Bewässerung so ertragreich, dass sie nicht nur den Bedarf der Bevölkerung deckt, sondern Südafrika auch zu einem wichtigen Agrarexporteur macht. Von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind darüber hinaus die Viehwirtschaft zur Milch-, Fleisch- und Wollerzeugung und der Fischfang.

Verkehrswege und Verstädterung

Die Karte zeigt auch die Bedeutung des Verkehrswesens für die Bergbau- und Industriegebiete der Binnenregionen. Südafrika hat das dichteste und am besten funktionierende Eisenbahn- und Fernstraßennetz im Süden Afrikas. Hinzu kommen mehrere internationale Flughäfen und bedeutende Seehäfen.

Die Bergbau- und Industrieentwicklung hat in den Ländern zwischen dem südlichen Kongo und Südafrika zu einer erheblichen Verstädterung beigetragen. Ausgehend vom Grenzgebiet zwischen Kongo und Sambia bis hinunter an das Kap ist es zur Bildung von Städtereihen und Verdichtungsgebieten gekommen. Ihnen gegenüber stehen riesige menschenleere Räume, wie sie sich beispielsweise in Botsuana oder Namibia finden.

Land- und Viehwirtschaft

Die Anordnung von Vegetation und Bodennutzung weist nicht jene breitenparallele Zonierung auf wie im nördlichen Teil Afrikas. Dies ist bedingt durch das tropische Tiefland des Kongobeckens und die Hochländer des östlichen und südlichen Afrikas.

Der Gegensatz zwischen der ariden Westseite und der humiden Ostseite mit dem semiariden Binnenraum ist bedingt durch die Lage in der südhemisphärischen Trockenzone mit dem kalten, die Trockenheit noch verschärfenden Benguela-Strom auf der Westseite und dem warmen, Feuchtigkeit liefernden Agulhas-Strom auf der Ostseite des Kontinentes.

Die landwirtschaftlichen Aktivitäten sind sehr ungleichmäßig verteilt. Grundsätzlich ermöglichen tropische und randtropische Höhengebiete eine Kombination von Ackerbau und Viehhaltung. Diese Gunsträume haben in der Kolonialzeit vor allem in Kenia, Angola, Simbabwe und Sambia eine verstärkte Ansiedlung weißer Farmer erlebt. Die von ihnen begründete Intensivlandwirtschaft wurde nach der Unabhängigkeit weitergeführt, oft auch von afrikanischen Farmern. Hinsichtlich der agrartechnischen Methoden sind die genannten Räume der US-amerikanischen Landwirtschaft vergleichbar.

In der Zone des tropischen Regenwalds tritt punktuell Landwechselwirtschaft auf (s. 150.3). An der Küste und an den Ufern der großen Ströme im südlichen Afrika kam es ab der Kolonialzeit zur Ausbreitung der Plantagenwirtschaft, kultiviert werden bis heute Ölpalmen, Kautschuk, Kaffee, Zuckerrohr und Sisal, die bedeutendsten Zentren liegen gegenwärtig in den Hochländern in Ostafrika.

Die Viehwirtschaft wird auch südlich des Äquators erheblich durch die Verbreitung der Tsetsefliege eingeschränkt. Die nomadische Rinderhaltung war in den Trockengebieten von Kenia und Tansania lange Zeit vorherrschend, in letzter Zeit aber wurden immer mehr Nomaden sesshaft. Sambia, Simbabwe, Südafrika und das Hochland von Kenia verfügen über eine leistungsfähige Rinderfarmwirtschaft. Farmen und Ranchen haben in Botsuana und Namibia die traditionelle Viehhaltung abgelöst (s 150.4).

Zwischenstaatliche Zusammenarbeit

Hinsichtlich der regionalen Wirtschaftskooperation lassen sich mehrere Ansätze benennen. Die südafrikanische Zoll- und Währungsunion besteht seit 1911. Im Jahre 1980 gründeten die an Südafrika angrenzenden Staaten die „Southern African Development Community (SADC)“, deren vordringlichstes Ziel heute, nach dem Ende der Apartheid, die Intensivierung der wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit in der Region ist. Mitgliedstaaten der SADC sind Angola, Botsuana, Lesotho, die Demokratische Republik Kongo, Madagaskar, Malawi, Mauritius, Mosambik, Namibia, Sambia, Seychellen, Simbabwe, Südafrika, Swasiland und Tansania. Die meisten dieser Staaten bilden seit 2008 eine Freihandelszone, die SADC strebt darüber hinaus eine Wirtschaftsunion mit gemeinsamer Währung an.

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