Afrika - Bevölkerung

Afrika - Afrika - Staaten und physische Übersicht
978-3-14-100803-6 | Seite 146 | Abb. 2| Maßstab 1 : 72000000

Überblick

Die Bevölkerungsdichte in den verschiedenen Regionen Afrikas spiegelt die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Nutzung wider. Ein großer Teil des Kontinentes besteht aus Trockengebieten, die für die Landwirtschaft kaum infrage kommen und deshalb äußerst dünn besiedelt sind. Im Gegensatz dazu stehen zum Beispiel die Flussoasen in den Trockenregionen, eindrucksvoll erkennbar an der Niloase. Auch feuchtere Bergländer mit teilweise fruchtbaren Böden aus vulkanischen Aschen wie Äthiopien, Ruanda oder Burundi zählen zu den dichter besiedelten Regionen. Gleiches gilt für die verkehrsgünstig gelegenen, teils zudem klimatisch begünstigten Küstenräume in Nord- oder Westafrika.

Die Siedlungsstrukturen wurden stark durch die koloniale Erschließung beeinflusst, die von der Küste aus in Richtung Inland erfolgte. Lag der Bevölkerungsschwerpunkt in Westafrika ursprünglich im Bereich der Savannen, so werden höchste Konzentrationen heute in den rasch wachsenden Primatstädten bzw. Agglomerationen an der Küste erreicht, beispielsweise in Abidjan, Accra oder Lagos. Erst in jüngerer Zeit haben einige Staaten ihre Hauptstadt wieder in das Hinterland verlegt, so im Falle von Nigeria (Abuja), Elfenbeinküste (Yamoussoukro) und Tansania (Dodoma).

Demographische Entwicklung

Afrika hatte 2013 rund 1,1 Mrd. Einwohner – das bedeutet, dass auf 22,3 Prozent der gesamten Landfläche der Erde etwa 15,4 Prozent der Weltbevölkerung lebten. Laut UN-Bevölkerungsprognose werden für das Jahr 2025 rund 1,5 Mrd. Einwohner erwartet, für 2050 2,4 Mrd. Der natürliche Bevölkerungszuwachs lag 2013 bei 2,6 Prozent. Die Wachstumsraten sind in einigen Ländern leicht rückläufig, allerdings immer noch auf hohem Niveau. Allein in Nigeria soll sich die Bevölkerung zwischen 2013 und 2050 verdreifachen.

Der Anteil der städtischen Bevölkerung lag 2007 bei 39 Prozent. Ihr Wachstum war bereits in der Vergangenheit sehr hoch und wird auch in Zukunft deutlich größer sein als das durchschnittliche Bevölkerungswachstum auf dem Kontinent. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf den rasant fortschreitenden Verstädterungsprozess. Die oft unkontrolliert vor sich gehende Land-Stadt-Wanderung ist angesichts der vielfältigen sozialen und ökonomischen Schwierigkeiten der meisten afrikanischen Länder ein großes Problem. Vor allem die Primatstädte wie Lagos, Kinshasa und Abidjan verzeichnen eine chaotische Bevölkerungsentwicklung, die alle städtischen Infrastrukturkapazitäten sprengt. Zu den Folgen dieser Entwicklung zählen Slums, Massenarmut und -arbeitslosigkeit und nicht zuletzt auch Kriminalität.

Internationaler Vergleich

Im weltweiten Vergleich ist Afrika trotz der dortigen Aids-Krise der Kontinent mit der am schnellsten wachsenden Bevölkerung. Die demographischen Daten Afrikas gewinnen zusätzliche Brisanz, wenn man sie zu wirtschaftlichen Indikatoren in Beziehung setzt. Betrachtet man den Entwicklungsstand der einzelnen afrikanischen Länder, so gehören viele zu den Ländern mit einem niedrigem oder sehr niedrigen Entwicklungsstand (vgl. 274.1) – abgesehen von den Seychellen (sehr hoher Entwicklungsstand), Libyen, Algerien und Tunesien (hoher Entwicklungsstand) sowie Südafrika, den Kapverden, Ägypten, Äquatorial-Guinea, Marokko, Gabun, Namibia, Botsuana, Ghana und Swasiland (mittlerer Entwicklungsstand). In den am wenigsten entwickelten Ländern wächst die Bevölkerung also am stärksten.

Viele Regionen sind krisengeschüttelt, sei es aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen, diktatorischer Machthaber, religiöser Konflikte, grassierender Korruption, hoher Staatsverschuldung oder verfehlter Entwicklungsstrategien.

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