Afrika - 15.-17. Jahrhundert

Afrika - Afrika - Staaten und physische Übersicht
978-3-14-100803-6 | Seite 146 | Abb. 1| Maßstab 1 : 72000000

Überblick

Das Afrika der frühen Neuzeit zeigt einen Gürtel afrikanischer Reiche nördlich des Äquators und einige verstreute Reiche an den Küsten und im Innern des Südens. Um Christi Geburt waren Bantu-Völker durch den äquatorialen Regenwald nach Süden vorgedrungen und hatten dort drei Machtzentren gegründet: das Kongo-Reich an der Kongomündung und in Nord-Angola (Lunda), Simbabwe und seinen Nachfolgereich Monomotapa sowie die Hima-Reiche am Victoriasee. In Ostafrika begründeten um 100 n. Chr. südarabische Stämme das Reich Aksum auf dem Gebiet des späteren Äthiopien. Auf die Zeit um 400 n. Chr. datiert die Entstehung des legendären Ghana, dem Vorläufer von Mali.

Reiche südlich der Sahara

Ghana, das „Land des Goldes“, verdankte seinen sagenhaften Reichtum Salzlagern und Goldvorkommen. „Der König von Ghana ist der reichste Mann der Erde“, berichtete 997 der arabische Geschichtsschreiber Ibn Haukal. Um diese Zeit erstreckte sich das Reich von der Küste des Atlantiks bis nahe Timbuktu und verfügte angeblich über ein Heer von 200 000 Mann. Glaubenskriege mit den Almoraviden, einer islamischen Erneuerungsbewegung, leiteten im 11. Jahrhundert seinen Untergang ein.

Die Nachfolge von Ghana trat das Reich Mali an, dessen Stammesfürsten früh den Islam angenommen hatten. Unter Sundjata, dem „Löwen von Mali“, umfasste das Reich das Gebiet von der Senegal-Mündung bis zum Nigerknie, von Walata in Mauretanien bis zu den Bergen des Südens. Der Reichtum der Malinke basierte auf dem Transsaharahandel und der Kontrolle über die Goldfelder von Wangara. Legendär ist die Pilgerfahrt König Musas nach Mekka (1324), der dort in kurzer Zeit mit Almosen den Goldwert inflationierte.

Bereits gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde Mali durch einfallende Stämme im Süden und Norden geschwächt. 1435 eroberten die Tuareg die Hauptstadt Timbuktu, aber nicht sie, sondern die Songhai übernahmen die Macht. Unter Sonni Ali eroberten sie sich eine Großmachtstellung im mittleren Sudan. Als das Songhaireich 1591 von Marokkanern und spanischen Konquistadoren besiegt wurde, war die Zeit der sudanesischen Großstaaten vorüber. Mit der Ankunft der Europäer verlagerte sich der Handel an die Küsten. Die binnenländischen Staaten verarmten, im Küstengebiet entstanden neue Reiche wie Yoruba und Benin. Überwiegend lebten sie von dem florierenden Sklavenhandel mit den portugiesischen, holländischen und englischen Handelsniederlassungen, die sich ab dem 16. Jahrhundert an der Küste etablierten.

Die um 1000 entstandenen Stadtstaaten der Haussa – darunter Gobir, Katsina, Kano und Zaria – waren um 1350 islamisiert worden. Die etwas jüngeren Königreiche der Mossi gehen vermutlich auf das 11. oder 12. Jahrhundert zurück. Kanem-Bornu war im 8. Jahrhundert nördlich des Tschadsees gegründet und im 11. Jahrhundert islamisiert worden. Um 1200 erreichte es seine größte Ausdehnung. Wohlstand erlangte es als Handelsknotenpunkt zwischen dem arabischen Norden und den west- und südafrikanischen Reichen. Nach Aufständen und Übergriffen verlagerte sich das Zentrum des Reichs um 1400 nach Bornu, wo es im 16. Jahrhundert eine neue Blüte erlebte. Die mehr als 1000 Jahre regierende Saif-Dynastie endete 1846 mit der Hinrichtung des letzten Sultans.

Die westafrikanischen Küstenkönigreiche blieben vom Vordringen des Islam unberührt. Die Städte der Yoruba-Völker zählten bis zu 100 000 Einwohner. Eine Gründung der Yoruba war der Stadtstaat Benin, der ein Zentrum des Sklavenhandels wurde.

Bantu und Massai

Um Christi Geburt war eine Gruppe von Völkerschaften, die sich selbst als „Bantu“ („Menschen“) bezeichneten, vom Gebiet der heutigen Staaten Tschad und Niger aus in die südlicher gelegenen Teile des Kontinents gezogen. Obgleich sie überwiegend in kleineren Gemeinschaften organisiert waren und nicht von einem autoritären Häuptling oder Führer, sondern von einem „Rat der Ältesten“ regiert wurden, gründeten sie dort einige Reiche.

Das Reich Kongo an der Westküste war der Mittelpunkt einer Reihe kleiner, verwandtschaftlich verbundener Hegemonien. Als die Portugiesen 1482 die Kongomündung entdeckten, fanden sie ein blühendes Staatswesen vor.

Spätestens ab dem 17. Jahrhundert, vielleicht auch etwas früher, wanderten die Massai, ein nomadisch lebendes Hirtenvolk, vom Sudan aus in das Gebiet des heutigen Kenia ein, im 18. Jahrhundert stießen sie weiter bis in das Innere Tansanias vor. Ihr Niedergang im 19. Jahrhundert wurde eingeläutet durch mehrere Epidemien und Dürren, die ihre Herden schwer dezimierten, und durch Konflikte zwischen einzelnen Clans.

Die christlichen Reiche

An der Ostküste existierten kleinere islamische Staatswesen wie Mogadischu, Malindi, Mombasa und Kilwa, die vom Handel mit Naturprodukten und Sklaven lebten. Eine eigene Entwicklung nahmen die christlichen Reiche Äthiopien und Nubien. Äthiopien wurde im 4. Jahrhundert christianisiert, das benachbarte Nubien spätestens im 6. Jahrhundert. Es widerstand den arabischen Eroberungen in seinen nördlichen Regionen bis 1315, im Süden bis 1504. Äthiopien wurde durch das Vordringen des Islam zwar mehrfach schwer bedrängt, konnte aber seine Unabhängigkeit behaupten.

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